Rebell in der nördlichen Zentralafrikanischen Republik. Bild von Creative Commons

Weit verbreitet ist die Ansicht, dass in der Zentralafrikanischen Republik ein Konflikt zwischen Muslimen und Christen; Séléka gegen Anti-Balaka herrscht. Diese vereinfachte Erzählung führt oft zu ebenso simplen friedensfördernden Massnahmen. Indem man dies als Religionskonflikt darstellt und die Komplexität auslässt, werden die wahren Treiber des Konflikts nicht angegangen.

Um effektiv gegen die anhaltende Gewalt im ganzen Land vorzugehen, müssen Friedensfördernde aber verstehen, was die wahren Ursachen und Treiber dieses Konfliktes sind.

Gemeinsam mit unseren Partnern sprachen wir in der Zentralafrikanischen Republik deshalb mit Kommandanten und ranghohen Mitgliedern verschiedener nichtstaatlicher bewaffneter Gruppen, um festzustellen, warum sie in den Gruppen bleiben und was sie motivieren würde, zu gehen. Es zeigte sich: Die Mehrheit der Personen, blieb nicht wegen ideologischer Überzeugungen oder politischer Ambitionen in bewaffneten Gruppen, sondern weil sie keine brauchbaren Alternativen sahen.

Auch wenn ehemalige Mitglieder der Séléka-Miliz überwiegend muslimisch sind, so sind es längst nicht alle, und schon gar nicht alle Muslime unterstützen sie. Ebenso sind die Anti-Balaka-Gruppen vielfältig: Darunter sind Christen, Animisten, muslimische Gruppen und einige ehemalige Séléka.

Die religiöse Erzählung ignoriert die Komplexität des Konflikts. Sie verschleiert, inwieweit die Mehrheit der Muslime und Christen die gleichen Bestrebungen für ihr Land teilt und dies seit Jahrzehnten. Anstatt weitere Gräben mit der Berichterstattung über diese Krise zu schaffen, sollten diese gemeinsamen Bestrebungen betont werden.

Gemeinschaftsbasierte Versöhnungsprozesse spielen eine wichtige Rolle bei der Veränderung dieser Erzählform. In der Zentralafrikanischen Republik unterstützt Conciliation Resources seit 2014 12 lokale Friedenskomitees (LPCs) – freiwillige Gruppen, die Konflikte in ihren Gemeinden identifizieren und lösen. Sie leiten die Versöhnung auf Gemeindeebene und unterstützen die Rückkehr ehemaliger Kämpfer. Durch diese Arbeit haben sie Vertrauen aufgebaut und sind zu wichtigen Bindegliedern für die Diskussion zwischen Gemeinschaften und bewaffneten Gruppen geworden.  Die Regierung der Zentralafrikanischen Regierung hat nun eine landesweite Struktur eingerichtet, die als Friedens- und Versöhnungskomitee bekannt ist. Für das Pilotprojekt zur Einführung arbeitet die Regierung Hand in Hand mit den LPCs.

Verschiedene Methoden können zur Versöhnung von verfeindeten Parteien beitragen. Allerdings sollte vermieden werden, dass eine stark vereinfachte Rhetorik aufrechterhalten wird. Viel erfolgsversprechender sind Methoden, bei denen verschiedene Perspektiven und Erfahrungen miteinbezogen werden. Vor allem sollten die Quellen der Resilienz und die Fähigkeiten der Gesellschaften zur Erreichung eines nachhaltigen Friedens im Mittelpunkt stehen.