Die Soufra Cafeteria ist ein Raum für die Zivilgesellschaft und die Frauen im Flüchtlingscamp Burj el Barajneh im Libanon. Cuisines sans frontières (Csf)
Cuisines sans frontières (Csf) Anna Hofmann anna.hofmann@cuisinesansfrontieres.ch Geschäftsleiterin

Der Libanon leidet seit mehr als zwei Jahren unter einer massiven wirtschaftlichen und politischen Krise. Im Frühjahr 2020 hat sich zusätzlich die Covid-Pandemie ausgebreitet und die Menschen im ganzen Land schwer getroffen. Es folgten die gravierende Explosion im Hafen Beiruts und die seither anhaltenden soziopolitischen Unruhen. Als Konsequenz des Krieges in der Ukraine steigen aktuell die Preise von Grundnahrungsmitteln, Medikamenten, Benzin etc. rasant an.

Es liegt auf der Hand, dass diese jüngsten Entwicklungen bereits belastete vulnerable Gemeinschaften wie die Menschen im Flüchtlingscamp Burj el Barajneh zusätzlich belasten. Spannungen und Ängste nehmen zu, was schwerwiegende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das psychosoziale Wohlbefinden hat. Insbesondere Frauen in den Camps berichten über zunehmende Belästigung und Gewalt sowie das schwindende Sicherheitsgefühl, wenn sie abends auf die Strasse gehen.

In diesem Kontext hat Cuisine sans frontières (Csf) im Burj el Barajneh Camp im Süden der libanesischen Stadt Beirut die Soufra Cafeteria aufgebaut. Sie ist der erste und einzige Ort, wo sich Frauen im Camp ausserhalb ihrer beengten Wohnverhältnisse treffen können. Gleichzeitig ist die Cafeteria auch Arbeitgeberin für die Frauen des Soufra Caterings. Dieses ist der Cafeteria angegliedert und versorgt die Gäst:innen mit Snacks und Getränken. Aufgrund der anhaltenden Krise läuft der Restaurant-Betrieb jedoch nicht wie ursprünglich geplant: Die wirtschaftliche Lage verunmöglicht es den meisten Frauen, für Verpflegung in einer Cafeteria zu bezahlen. Aktuell finden daher regelmässig subventionierte Anlässe für Frauen und teils auch deren Familien statt. Niederschwellige Aktivitäten für unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen werden angeboten.

Die Cafeteria wird für Workshops an NGOs vermietet. Das Catering beliefert aus der neuen Küche die Workshops in der Cafeteria sowie hin und wieder auch externe Kundschaft – z.B. wenn eine Hochzeit oder ein runder Geburtstag im Camp gefeiert wird.

Das seit 1948 bestehende Burj el Barajneh Camp bildet innerhalb der libanesischen Gesellschaft eine eigene Gemeinschaft mit ihren eigenen Regeln. Diese sind teilweise zum Vor-, aber auch zum Nachteil ihrer Mitglieder und dort tätiger Organisationen wie Csf. Die libanesische Gesetzgebung und Regierungszusammensetzung geben kaum Orientierung oder Vorgaben für die Umsetzung von Projekten im Camp. Die Regierung ist nur minimal präsent. Diese Absenz bietet Raum für zivilgesellschaftliches Engagement – ein Raum, der eingenommen und gehalten werden kann. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass das Zusammenleben der Camp-Gemeinschaft von internen Regeln und Hierarchien geprägt ist, welche für Aussenstehende oft nur schwer erkennbar sind. Jedes zivilgesellschaftliche Engagement muss darum immer auch in der lokalen Gesellschaft verankert sein. Im Falle der Soufra Cafeteria war es Mariam Shaar, die Leiterin der lokalen Partnerorganisation, die genau wusste, wann sie wen in die Projektentwicklung einbinden musste. So hat sie erreicht, dass dieser gastgeberische Raum für die Frauen, eine vulnerable Gruppe im Camp, besetzt und gehalten werden konnte.

 

 

Cuisines sans frontières (Csf) Anna Hofmann anna.hofmann@cuisinesansfrontieres.ch Geschäftsleiterin