Start des Pilotprojekts «Polizei-Mentoring» in Honduras 2021. David Alvarado/DCAF

DCAF, das Genfer Zentrum für Gouvernanz im Sicherheitssektor, glaubt an das Recht auf ein friedliches und sicheres Leben unter dem Schutz von rechenschaftspflichtigen, wirksamen Sicherheitsinstitutionen. DCAF hat seinen Hauptsitz in Genf sowie Regionalbüros in 14 Ländern und unterstützt Institutionen in Konfliktzonen und fragile Staaten bei Reformen im Sicherheitssektor mit dem Ziel einer guten Gouvernanz im Sicherheitssektor.

Seit 2017 ist DCAF mit einer der am schnellsten wachsenden Einheiten in Lateinamerika und der Karibik (LAK) aktiv, die aufgrund ihrer in der Region sehr gefragten spezifischen Kompetenzen, Fachkenntnisse und Arbeitsmethoden jedes Jahr grösser wird. Die Einheit ist aktuell in Honduras, Chile und Kolumbien tätig und hat sich auf Projekte in den Bereichen Polizei, Geschlechtergleichheit, Medienaufsicht, bürgernahe Polizei, Rechtsaufsicht, Klimawandel und Sicherheit spezialisiert. Ziel der Projekte ist die Vernetzung von Sicherheitsinstitutionen mit der Gemeinschaft zur Stärkung der Friedensförderung.

Wie allgemein bekannt ist, muss Geschlechtergleichstellung eine Priorität bei Reformen des Sicherheitssektors sein, da die Polizei das Spiegelbild der Gesellschaft ist. Schliesslich ist die Polizei die Öffentlichkeit und die Öffentlichkeit die Polizei – so heisst es in den «Peelian Principles», den Grundlagen der Polizeiarbeit von Sir Robert Peel. Nach diesem Grundsatz muss die Geschlechtergleichheit in den Sicherheitsinstitutionen gefördert werden. Mit gutem Beispiel voranzugehen, ist unerlässlich: Keine Institution darf behaupten, sie unterstütze die Gleichheit der Geschlechter, ohne vor der eigenen Türe zu kehren. Polizeibeamt:innen in Honduras sind zuallererst Honduraner:innen und erst danach Polizeibeamt:innen und sollten dieselbe Grundlage für Gleichheit erhalten, die auch für die breitere Gemeinschaft angestrebt wird.

Die Landespolizei führte vor Kurzem die institutionelle Selbstbewertung zum Thema Gender (Institutional Gender Self-Assessment) von DCAF durch. Dabei handelt es sich um eine von DCAF entwickelte methodische Leitlinie, die in verschiedenen Ländern eingeführt wurde mit dem Ziel, herauszufinden, welche Veränderungen für eine Verbesserung der Geschlechtergleichheit in Sicherheitsinstitutionen nötig sind. Die Polizeiführung in Honduras ist sich der Bedeutung dieses Themas bewusst und zeigte sich offen für eine Selbstreflexion – besonders angesichts des relativ hohen Anteils (21 %, n=3201 Beamtinnen) an weiblichen Polizeimitgliedern.

Zweifellos wird der Amtsantritt der ersten Präsidentin, Xiomara Castro, die Priorisierung der Geschlechtergleichheit in Honduras positiv beeinflussen. Bei ihrer Antrittsrede am 27. Januar 2022 wurde deutlich, dass Geschlechtergleichheit ein Thema von politischer Bedeutung ist. Der Symbolcharakter einer Präsidentin ist den Institutionen und Führungskräften, die ihr nun unterstellt sind, nicht entgangen.

Für Frauen in Honduras bietet die Polizeiarbeit eine stabile, langfristige Laufbahn und macht sie wirtschaftlich unabhängig. Zugleich beweisen sie Führungsqualitäten und zeigen den Frauen und Mädchen, dass ihre Rechte und Bedürfnisse genauso wichtig sind wie die der anderen. Da Polizeiarbeit aber ursprünglich in fast jedem Land von Männern für Männer gemacht wurde, ist es im Polizeibereich weltweit noch ein langer Weg hin zu interner Geschlechtergleichheit. Die zunehmende Anzahl der Frauen in der Polizeiarbeit und in wichtigen Führungspositionen ist ein Schritt in die richtige Richtung, der die Tür für den weiteren Fortschritt öffnen kann – wie etwa Genderstrategien auf der Basis von Selbstbewertungen wie im Fall der nationalen Polizei von Honduras.