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Den Frieden in Zentralamerika messen

Frauen an Bord einer Lancha im Atitlán-See in Guatemala. Robin Canfield/Unsplash
Institute for Economics and Peace Steve Killelea info@economicsandpeace.org Gründer und geschäftsführender Vorsitzender

Die neuste Ausgabe des Globalen Friedensindex (Global Peace Index, GPI) des Institute for Economics and Peace (IEP) zeigt, dass sich die Friedfertigkeit in Zentralamerika und in der Karibik mit einem durchschnittlichen Rückgang um 0,75 Prozent leicht verschlechtert hat. Die Verschlechterung in der Region betrifft alle drei GPI-Bereiche: soziale Absicherung und Sicherheit, anhaltende nationale und internationale Konflikte sowie Militarisierung. Dabei wurde im Bereich Militarisierung die deutlichste Verschlechterung gemessen.

Das friedlichste Land der Region ist nach wie vor Costa Rica, das im Gesamtranking Platz 39 von den 163 im GPI 2021 aufgeführten Ländern belegt. Dennoch wurde dort im letzten Jahr eine Verschlechterung der Friedfertigkeit verzeichnet. Grund dafür war der zunehmende Einfluss von Terrorismus, die steigenden Militärausgaben sowie die geringere Bereitstellung von Mitteln zur Friedenssicherung durch die UNO.

Honduras verzeichnete die deutlichste Verschlechterung der Friedfertigkeit in der Region und belegt im Gesamtindex 2021 Platz drei unter den Ländern mit der deutlichsten Verschlechterung. Die grösste Veränderung betrifft den Bereich anhaltende Konflikte, zurückzuführen auf die Intensivierung nationaler Konflikte sowie die steigende Anzahl Todesfälle aufgrund nationaler Konflikte, wie etwa beim ersten Massaker in einem Frauengefängnis, das durch Organisierte Kriminalität verübt wurde.

Obwohl Nicaragua in Sachen Friedfertigkeit den zweitletzten Platz der Region belegt, verzeichnete es die stärkste Zunahme an Friedfertigkeit in Zentralamerika. Weniger Terrorismus, wahrgenommene Kriminalität und Todesfälle aufgrund nationaler Konflikte führten zu einer Gesamtverbesserung von 3,13 Prozent. Zwar konnte das Land sowohl im Bereich soziale Absicherung und Sicherheit als auch im Bereich anhaltende Konflikte Verbesserungen verzeichnen, doch der zunehmende politische Autoritarismus wird mit grosser Besorgnis betrachtet. Die Militarisierung in Nicaragua hat ebenfalls zugenommen: Der Indikator für Waffenimporte hat sich um fast 23 Prozent verschlechtert.

Negativer vs. positiver Frieden

Zwar beantwortet der GPI die Frage, welche Länder die friedlichsten sind, allerdings liefert er keine Erklärung, warum einige Gesellschaften friedlicher sind als andere und welche sozialen Faktoren dafür verantwortlich sind.

Positiver Frieden stützt sich auf acht Säulen und umfasst damit die Bevölkerungsansichten, Institutionen und Strukturen, die friedliche Gesellschaften erzeugen und aufrechterhalten. Zudem werden klare Ziele festgelegt, die in einem System angestrebt werden müssen. Aufgrund der systemischen Natur geht ein höheres Mass an positivem Frieden mit vielen anderen, als wünschenswert erachteten Entwicklungen wie einem höherem BIP-Wachstum, höherem Wohlbefinden, einer stärkeren Widerstandsfähigkeit sowie harmonischeren Gesellschaften einher. Friedensförderungs- und Entwicklungsprojekte sollten Systeme hin zu mehr positivem Frieden lenken, statt eine radikale Veränderung herbeizuführen, bei der das Risiko besteht, dass das soziale Gefüge zerstört wird.

Im Positiven Friedensindex (Positive Peace Index, PPI) 2022 des IEP erreichte Costa Rica Rang 39, Honduras Rang 107, Nicaragua Rang 109 und Guatemala Rang 121. Insgesamt verbesserten sich Zentralamerika und die Karibik seit 2009 um 2,7 Prozent. Darin spiegelt sich eine signifikante Verbesserung der Säulen «Freier Informationsfluss», «Akzeptanz der Rechte anderer» und «Gute Beziehungen zu Nachbar:innen» wider. Nur bei den beiden Säulen «Niedriger Korruptionsgrad» und «Kompetente Regierung» wurde von 2009 bis 2020 eine Verschlechterung verzeichnet.

Indem Frieden – und insbesondere positiver Frieden – gemessen wird, entsteht ein datenbasiertes Bild davon, was funktioniert, was nicht funktioniert und wo der Hebel für die Bereitstellung von Ressourcen angesetzt werden muss, um die nötigen Bedingungen für den Aufbau friedlicherer und widerstandsfähigerer Gesellschaften zu schaffen.

 

Institute for Economics and Peace Steve Killelea info@economicsandpeace.org Gründer und geschäftsführender Vorsitzender