Jakob Kellenberger, Präsident swisspeace, an der Eröffnungsveranstaltung des Ilanzer Sommers, 08.08.21, Ilanz. Heike Sommer / Forum für Friedenskultur
Forum für Friedenskultur Lea Suter lea.suter@peaceprints.ch Präsidentin

Können Erfahrungen aus der internationalen Friedensarbeit für Herausforderungen innerhalb der Schweiz nutzbar gemacht werden?

Bundesrat Ignazio Cassis prägte den Ausdruck “Aussenpolitik ist Innenpolitik”. Doch gilt dies auch für die Friedenspolitik? Wohl noch nicht, aber wir haben einen ersten Versuch gewagt.

Im August konnte das Forum für Friedenskultur nach einem Jahr intensivster Vorbereitungen den Ilanzer Sommer lancieren. Im Bündner Bergstädtchen Ilanz entstand ein lebendiges Programm von Kino, Konzert bis Konferenz und Ko-Kreation rund um die Frage, wer welchen Beitrag leisten kann zu einer aktiv gelebten Friedenskultur in der Schweiz.

Das zugrundeliegende Konzept entstand aus der Überzeugung, dass es Zeit ist, den Frieden aus dem aussenpolitischen und akademischen Nestchen herauszuholen. Wir verstehen Friedenskultur, aufbauend auf der Sustaining Peace Definition des UNO-Sicherheitsrats, als einen transversalen Dauerauftrag, zu dem jeder Sektor, jedes Departement und jede Disziplin etwas beitragen kann und soll. Nur so können wir der Selbstdefinition einer “Friedensnation” gegen innen wie aussen gerecht werden.

Auffällig ist: Während die Schweiz zahlreiche Methoden zur Förderung von Kompetenzen im Bereich der Mediation, Dialogführung und Konflikttransformation weltweit verbreitet, sind dieselben Methoden in der Schweiz selbst praktisch unbekannt oder jedenfalls nicht institutionalisiert. Deshalb will das Forum für Friedenskultur, das hinter dem Ilanzer Sommer steht, prüfen, wie Erfahrungen aus der internationalen Friedensarbeit für Herausforderungen innerhalb der Schweiz nutzbar gemacht werden können.

Wie hilft strategische Konfliktanalyse, um frühzeitig Spannungen zu erkennen? Kann ein mediativer Dialog die Situation de-eskalieren, wenn sich Fronten zwischen Bevölkerungsgruppen verhärten sei es zum Thema Friedenskultur und wie wir die Friedensaussenpolitik noch besser mit der Friedensinnenpolitik verknüpfen können.  Heime für Asylsuchende oder Corona Massnahmen? Könnte in einem nationalen Dialog ein neuer Gesellschaftsvertrag für die Schweiz entwickelt werden? Und welche Rolle können Medien spielen zur Förderung der Gesprächs-, und Debattenkultur, um die sich gerade viele sorgen? Was können sie zu einem öffentlichen Raum beitragen, in dem Andersdenkende in einen konstruktiven und demokratiefördernden Austausch kommen? Oder liegt alles viel weiter zurück und wir täten gut daran, unser transgenerationelles Gedächtnis zu untersuchen – so wie wir das in anderen Ländern tun – um die Schweiz von heute zu verstehen?

Der Ilanzer Sommer war ein erster Anstoss von einem Prozess, den wir in den folgenden Jahren weitergestalten und vertiefen möchten. Bereits dieses Jahr haben verschiedene Organisationen und Personen aus der KOFF-Platform mitgewirkt und zu seiner Vielseitigkeit und Professionalität beigetragen, die von den Teilnehmenden sehr geschätzt und nicht zuletzt auch von den Medien positiv aufgenommen wurde.

 

 

 

Forum für Friedenskultur Lea Suter lea.suter@peaceprints.ch Präsidentin