Höchi Flue, Egerkingen, Schweiz
APRED Christophe Barbey christophe.barbey@unifr.ch

Der Einsatz der Schweiz für den Frieden ist in der Geschichte und der Kultur verankert. Er ist in der Verfassung und teilweise auch in der Staatspolitik festgeschrieben. Ob wir unsere Vergangenheit, wie strahlend und humanistisch sie auch sein mag, nun mit Bescheidenheit oder Ehrgeiz betrachten, ist nicht entscheidend – was zählt, ist der Blick in die Zukunft. Frieden entsteht im Herzen, aber auch durch Taten. Wo gibt es Verbesserungsbedarf?

Frieden braucht ein Konzept. Dazu gehört die Erforschung und gleichzeitig die Umsetzung. Wenn wir Frieden definieren, können wir ihn besser verstehen, leben und verbreiten. Dies ermöglicht uns Frieden von Gewalt, Konflikt und deren Überwindung zu unterscheiden, die vielleicht manchmal die dunkle und manchmal die konstruktive Seite des Friedens darstellt. Es gibt noch einiges zu tun, um den Frieden und seine Bedeutung für Menschen und Institutionen zu würdigen und zu fördern. In der Schweiz wird Friedenspädagogik auf hohem Qualitätsniveau praktiziert, jedoch noch zu selten und zu sporadisch. Um bis 2030 das nachhaltige Entwicklungsziel 4.7 zu erreichen, muss sie aber überall zur Anwendung kommen. Der Frieden betrifft ebenso wie Gender- und Umweltfragen alle Bereiche. Deshalb braucht es eine interdisziplinäre Kenntnis und Anwendung.

Frieden braucht Praxis. Obwohl die Instrumente dafür heute weithin bekannt sind, werden sie zu selten eingesetzt. Bei der Prävention und der Ablehnung von Gewalt gibt es Luft nach oben. Manchmal wird der gewaltfreie Weg unterdrückt. Die Praktiken der nicht-verschärfenden Konfliktbewältigung und der Mediation entwickeln sich stetig, sind aber noch wenig verbreitet.

Frieden braucht Schutz und kann nicht mit Sicherheit gleichgesetzt werden. Frieden bedeutet Erfüllung und Fortschritt. Sicherheit ist nur eine Garantie angesichts realer, tatsächlicher oder potenzieller Gefahren. Frieden ist ein Recht, Sicherheit hingegen eine Pflicht, sowohl für Einzelpersonen als auch den Staat. Damit sichergestellt und überprüft werden kann, dass Frieden gerecht und gewaltfrei gewahrt wird, muss das Recht auf Frieden anerkannt und der Frieden mit friedlichen, gewaltfreien, humanen und konstruktiven Methoden hergestellt werden.

Frieden braucht Finanzierung. Die direkte Finanzierung des Friedens ist gegenüber der Finanzierung von Kriegen noch immer lächerlich gering. Im Vergleich werden 1,35 Prozent des Militärbudgets der Schweiz direkt in den Frieden und die Menschenrechte investiert. Und selbst wenn wir die Entwicklungshilfe hinzuzählen, liegt der Anteil der für das Voranbringen des Friedens eingesetzten öffentlichen Gelder unter dem Militärbudget. Dieser Trend muss schrittweise umgedreht werden.

Frieden braucht Konsistenz. Es reicht nicht aus, den Frieden auszurufen oder herbeizuwünschen – er muss Realität werden.

Alle diese Bereiche sind Teil der gesellschaftlichen und politischen Infrastruktur, die für den Fortschritt des Friedens und das reibungslose Funktionieren unserer Institutionen nötig ist.
APRED arbeitet daran.

 

APRED Christophe Barbey christophe.barbey@unifr.ch