Markierung eines Minenbetreibers in Patricot auf Haiti. Livia Bouvier

In vergangenen Jahren zeigten Bergbauunternehmen aufgrund des hohen Goldkurses erneut vermehrtes Interesse an Gebieten, die zuvor als wenig rentabel galten. Auf Haiti wird derzeit noch kein Bergwerk betrieben, jedoch besitzen mehrere Unternehmen bereits Explorations- und Abbaubewilligungen.

Aufgrund Umweltbelange wurden diese Bewilligungen 2013 durch ein parlamentarisches Moratorium gesperrt, könnten aber schon bald erneut in Kraft treten: Die kürzlich gewählte Regierung macht die Entwicklung des Bergbausektors zu einer Priorität und dem Parlament wurde ein neues Bergbaugesetz vorgelegt.

Dies beunruhigt die Zivilgesellschaft – die Bevölkerung, die bei früheren Explorationen bereits Opfer mehrerer Menschenrechtsverletzungen wurde, bereitet sich darauf vor, sich bei Parlament und lokalen Behörden Gehör zu verschaffen. Damit diese Plädoyers koordiniert und die Forderungen in der Gemeinschaften getragen werden können, haben sich über zwanzig landwirtschaftliche und gemeinschaftliche Organisationen sowie solche aus dem Bereich der Menschenrechtsverteidigung im Kolektif Jistis Min (KJM) zusammengeschlossen. Das KJM will die Regierung dazu bewegen, eine echte nationale Debatte rund um die Bergbaufrage auf Haiti zu lancieren und die Bevölkerung in die Verhandlungen miteinzubeziehen.

„Wir wollen einen konstruktiven Dialog mit dem neuen Bürgermeister aufbauen und so sicherstellen, dass er Verantwortung übernimmt und die Stimme unserer Gemeinschaft bis ins Departement mitträgt“, so ein Einwohner einer vom Bergbauprojekt betroffenen Gemeinde.

Das Kollektiv bietet vor Ort Schulungen an, übersetzt Dokumentationen auf haitianisches Kreolisch, konsultiert Betroffene aus Afrika und Lateinamerika und organisiert Konferenzen und Fokusgruppen in den Dörfern – das KJM unternimmt alles, um die Menschen zu informieren und vor allem um potenziellen Konflikten innerhalb der Gemeinschaften vorzubeugen.

„Wir wollen ihnen die Wahl nicht abnehmen. Aber sie müssen informiert sein, damit sie eine Entscheidung treffen und die Entscheidungen der anderen verstehen können. Wir müssen verhindern, dass sich in bereits fragilen Gemeinschaften weitere Kluften öffnen. Mit vereinten Kräften können wir die Regierung dazu bringen, uns zuzuhören“, erklärt eine Ausbilderin des KJM.


Anmerkung: Livia Bouvier ist Entwicklungshelferin für Eirene Schweiz und als Ausbilderin im Bereich Menschenrechte im Einsatz beim RNDDH, dem haitianischen nationalen Netzwerk zur Verteidigung der Menschenrechte, einer Mitgliedorganisation des KJM.