Mariam Maiga, Journalistin bei Studio Tamani (Medium von Fondation Hirondelle in Mali) diskutiert mit den Gästen einer Sendung zum Thema Migration in Kayes. Fondation Hirondelle

Überall auf der Welt sehen sich die Medien permanent der Herausforderung gegenüber die verschiedenen Identitäten ihres Zielpublikums zu verstehen und einzubeziehen. Allen Stimmen Gehör zu verschaffen, auch kleinsten Randgruppen, gestaltet sich in hochsensiblen Kontexten oft schwierig, insbesondere gewalttätigen Konflikten. Inklusivität ist jedoch eine unverzichtbare Voraussetzung für echten Dialog – dem ersten Schritt auf dem Weg zum Frieden. Um diese Herausforderung zu meistern, müssen die Journalistenteams der Medien selbst aus Vertreter:innen ihrer Gesellschaft bestehen.

Die Stiftung Hirondelle widmet sich dieser Aufgabe mit ihren Projekten und Medien in der Sahelzone (Studio Tamani in Mali, Studio Kalangou in Niger, Studio Yafa in Burkina Faso), in Zentralafrika (Radio Ndeke Luka), in der Demokratischen Republik Kongo, und in Madagaskar. Dabei stützt sich die Stiftung auf Studien ihrer akademischen Partner, die untersuchen, wie sich die verschiedenen Identitäten der Öffentlichkeit (Gemeinschaften, Volksgruppen, Geschlechter) besser begreifen und einbeziehen lassen, mit dem Ziel, ihre Anliegen in die Programme zu integrieren, sie besser in den Redaktionen zu vertreten und ihren Stimmen mehr Gehör zu verschaffen.

Beispielsweise ergab eine Studie, die Dr. Emma Heywood von der Universität Sheffield 2019 in Niger durchführte, dass Studio Kalangou, ein Medienpartner der Stiftung Hirondelle, die Emanzipation der Frauen oft als langfristigen Prozess darstellte, der Frauen als Mitglieder einer Gruppe betrifft. Die Hörer:innen des Senders waren aber der Meinung, dass Emanzipation eher in ihrem Alltag, auf einer persönlicheren Ebene stattfinden muss. Mithilfe der Studie stimmte Studio Kalangou seine Programme besser auf die Bedürfnisse der Frauen in Niger ab.

Die Aufgabe der Journalist:innen besteht darin, ein ausgewogenes Verhältnis aus Erwartungserfüllung und Informationsvermittlung zu finden. Laut verschiedenen Forschungsarbeiten ist es wesentlich, dass sich die Medien bei ihrer Programmplanung nicht nur auf die «wahrgenommenen Bedürfnisse» beschränken, sondern auch einen vorausschauenden Ansatz verfolgen, um unausgesprochene Bedürfnisse zu antizipieren.

Hierbei ist zu beachten, dass die Einbeziehung einer Identität andere nicht ausschliessen darf. Programme speziell für Frauen sind zwar notwendig und hilfreich, wenn sie sich aber nur an Frauen und nicht an Männer richten, kann dies zu einer Isolation führen. Ausgrenzend wäre es auch, wenn die eingeladenen Rednerinnen keine Meinungsvielfalt widerspiegeln, sondern eher ein traditionelles, stereotypes Bild der gesellschaftlichen Rolle der Frau vermitteln oder wenn in Programmen, die eigentlich die Geschlechtergleichstellung fördern sollen, überwiegend Männer zu Wort kommen.

Um Inklusivität zu gewährleisten und die unterschiedlichen Identitäten von durch Krisen geschwächten Gesellschaften besser abzubilden, setzt sich die Stiftung Hirondelle innerhalb der von ihr entwickelten Medien für die Umsetzung konkreter Massnahmen ein:

  • Netzwerke aus Korrespondent:innen in den verschiedenen Regionen einrichten, damit sich die Programme nicht nur auf die Hauptstädte konzentrieren.
  • Mehrsprachige Sendungen ermöglichen, in den Sprachen, die von den Gemeinschaften am häufigsten gesprochen werden.
  • In den Programmen auf Vielfalt der Gäste und Berichte achten, insbesondere auch Frauen Redezeit geben.
  • Generationenunterschiede berücksichtigen – junge Leute nutzen eher soziale Netzwerke –, Formate und Übertragungskanäle dem Publikum anpassen.
  • Verschiedenen Online-Communitys folgen (in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Think-Tank Institute for Strategic Dialogue, mit dem die Stiftung ein Monitoring-Tool für Facebook entwickelt hat) und digitale Technologien für den Ausbau unserer «Listening at scale»-Kapazitäten (mit skalierbaren Inhalten) nutzen.
  • Mit Verteilerlisten und WhatsApp-Sprachnachrichten von der Zuhörerschaft Feedback zum Informationsbedarf und zu unseren Programmen einholen.