Scheitern oder Erfolg – sind das zwei friedliche Begriffe? Die Widersprüchlichkeit in Ausdrücken wie «der Kampf um den Frieden» ist nicht auszuhalten. Kämpfen ist zu nahe an Gewalt und kurzfristigen Lösungen. Wir sollten stattdessen für den Frieden arbeiten. Diese Arbeit kann ermüdend und endlos sein und viel zu oft schlecht bezahlt (wenn der Lohn nicht gar Gewalt oder Unterdrückung ist), doch das Ziel ist ganz klar eine friedliche und darum eine nachhaltige Welt.

Frieden entsteht nicht zufällig. Er ist ein Prozess, eine Kultur, die nur mit den richtigen Mitteln lebendig wird. Vielleicht gibt es Rückschläge im Prozess, doch daraus kann man Erkenntnisse gewinnen. Man kann das Verhalten, Einstellungen, die Politik und soziopolitische Strukturen verändern und damit Best Practices und die bestmöglichsten Standards des Friedens erreichen.
Steven Pinkers Werk «Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit» bietet eine Übersicht über den Frieden, seinen Fortschritt und die Bereiche, in denen er sich noch entwickeln muss. Es ist ein guter Anfang, denn lange Rede kurzer Sinn: «Ja, Frieden ist möglich und er schreitet voran!» Davon ausgehend fragt man sich: «Warum gibt es denn noch keinen Frieden?» Und ergänzend: «Wie kann Frieden erhalten werden, nachdem er etabliert wurde?»

Im Zentrum der Friedenszone ist alles friedlich. An den Grenzen braucht es Gewaltprävention und konstruktives Denken: «Woher kommen wir und was bedroht oder verhindert den Frieden noch immer?»
Die meisten Menschen wollen Frieden. Aber wir alle brauchen Werkzeuge für mehr Wirksamkeit: Ausbildung, Mediation auf allen Ebenen, gewaltlose Praktiken und Ablehnung von Gewalt; solide Arbeit zur Überbrückung der Geschlechterkluft, sodass Gleichberechtigung und Freiheit (in Form von Konzepten und Praktiken) alle erreichen, wodurch eine Veränderung im Machtgebrauch stattfindet: von Zwang und Manipulation hin zu Kooperation. Das sind tiefgreifende Veränderungen im System, die weitgehend oder teilweise bereits im Gange sind. Möglich werden sie durch die allgemeine Fürsorge für jede:n einzelnen – Menschenrechte in sämtlichen, friedlichen Beziehungen – und durch mehr Engagement der Öffentlichkeit.

Die Vereinten Nationen sind friedensorientiert: Krieg ist illegal (ausser zur Selbstverteidigung und in Friedenseinsätzen). Die Organisation tut ihr Bestes für die Schaffung eines wirksamen Friedens. Zwischen den Menschen und der UNO stehen die oft tief in unsere soziopolitischen Strukturen eingegrabenen Nationalstaaten und die Wirtschaft, die an der Macht festhalten. Wie sollen sie eingesetzt werden und wem sollen sie dienen? Nationalstaaten sind grundsätzlich nicht kriegerisch. Es gibt 26 Länder ohne Armee, das Problem ist also nicht der Staat, sondern das Verhalten. Laut UN-Charta müssen sie «friedliebende Staaten» sein. Da gibt es verschiedene Wege. Die Wirtschaft kann grosszügig sein. Sowohl die Wirtschaft als auch die Länder haben die Pflicht, die weltweite Friedenssituation sowie die Lebensbedingungen für alle zu verbessern. Mit unserer Hilfe werden sie das auch tun. Aufgrund des Klimawandels und der möglicherweise aus der Pandemie entstehenden Wirtschaftskrise werden sich diese Pflichten massiv erweitern.

Über die reine Hoffnung hinaus müssen wir als aktive Zivilbevölkerung in unsere Strukturen und Institutionen investieren, damit sie uns mit unserer Hilfe das Recht auf Frieden gewähren und es umsetzen können. Als aktive Konsument:innen müssen wir das Vermögen der Welt für das Wohlbefinden der Welt einsetzen.
Machbar? Frieden ist unerlässlich, aber keine leichte Aufgabe. Dennoch ist sie wichtig und wir haben die Mittel, die es für den Erfolg braucht.