Das Ende der Finanzierung, aber nicht das Ende der Zusammenarbeit: Der letzte Tag eines Lehrplan-Workshops mit dem IPDSS, der Universität Juba, swisspeace und dem CDE im Juni 2021. swisspeace
swisspeace Ursina Bentele Ursina.Bentele@swisspeace.ch Program Officer (Analysis & Impact)

2016 erhielten fünf Schweizer Hochschulen und drei Universitäten im Globalen Süden eine Startfinanzierung für die Arbeit an nachhaltiger Entwicklung durch Bildung und Forschung in von Konflikten betroffenen Kontexten. Im Rückblick auf die über vierjährige Koordinierung dieses Hochschulnetzwerks werden hier einige Erkenntnisse aus herausfordernden Situationen gezogen:

  • Identifizierung gemeinsamer Interessen über Disziplinen hinweg

Am Anfang war es schwierig, gemeinsam Initiativen für die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen zu lancieren – Ideen, die von einzelnen Partnerinstitutionen eingebracht wurden, lösten sich in Luft auf, weil die anderen Partnerinstitutionen ihre Interessen und Kompetenzen nicht darin wiederfanden.

Sobald wir jedoch eine gemeinsame Basis gefunden hatten, d. h. zu welchen SDGs wir aus unterschiedlichen Perspektiven beitragen wollten, konnten wir ein spezifisches Thema entwickeln, an dem wir arbeiten wollten. Innerhalb jeder Institution schlossen sich die einzelnen Personen für das jeweilige Anliegen zusammen. Da wir aus verschiedenen Disziplinen wie Friedensförderung, Management natürlicher Ressourcen, Ingenieurwesen und Landwirtschaft kamen, ergaben sich diese Gemeinsamkeiten eher auf methodischer und didaktischer Ebene, wie z. B. Lehrplanentwicklung, praxisorientierter Unterricht, problembasiertes Lernen in Kombination mit Fachwissen über Konfliktsensibilität und in einem spezifischen Kontext wie Südsudan oder Palästina.

Unsere anfängliche Hypothese hat sich bestätigt, nämlich dass die Kombination mehrerer SDGs und die inter- und transdisziplinäre Herangehensweise einen besonders positiven Beitrag zu einer qualitativ hochwertigen Bildung und damit zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten können.

  • Unterschiedliche Realitäten unter einen Hut bringen

Schon unter den Schweizer Universitäten und Hochschulen stellten wir bald fest, dass wir unterschiedliche Planungshorizonte und Semesterpläne haben. Für und mit unseren Partnerinstitutionen im Globalen Süden, die mit kontextuellen Herausforderungen zu kämpfen hatten und selbst in Zeiten vor der Pandemie mit Fernkommunikation zurechtkommen mussten, wurde die Identifizierung gemeinsamer Zeitpläne noch komplexer. Das Scheitern, diese unterschiedlichen Realitäten miteinander in Einklang zu bringen, war einer der Hauptgründe, die unsere Zusammenarbeit immer wieder zum Erliegen brachten.

Bei der Planung gemeinsamer Einsätze mussten die beteiligten Partnerinstitutionen grosse Flexibilität zeigen und Kompromisse eingehen bei Ihren gewohnten Vorgehensweisen, einschliesslich der Vorbereitung usw.

  • Positive Nebeneffekte in einer Krise nutzen

Mit der COVID-19-Pandemie und den weltweiten Abriegelungen Anfang 2020 mussten alle Partnerinstitutionen ihren Fokus auf die Sicherung des Kerngeschäfts verlagern. Für die Hochschulen bedeutete dies, den Unterricht unter den neuen Rahmenbedingungen der geschlossenen Hörsäle neu zu organisieren. Externe Partnerschaften gerieten in dieser ersten Phase der Pandemie in Vergessenheit und gerieten ins Stocken. Dies führte fast zu einem Scheitern der Umsetzung der verschiedenen Initiativen des Konsortiums.

Die Nord-Süd-Partnerschaften gewannen jedoch an Bedeutung, als sich alle in den digitalen Raum bewegten. Dadurch wurden Sitzungen und Workshops plötzlich viel einfacher als zuvor, da die meisten Institutionen Ressourcen in Infrastruktur und Kompetenzen investiert hatten. Die Umstellung auf Fernunterricht eröffnete sogar neue Möglichkeiten des Austauschs zwischen Partnerinstitutionen aus dem Norden und aus dem Süden. Durch diese Erfahrungen zwischen den Arbeitsgruppen wurde der Nord-Süd-Austausch im Prinzip auf eine Stufe gestellt.

Somit besteht das Hochschulnetz nicht mehr nur aus einer anonymen Mailingliste, sondern aus einer Gruppe von Forscher:innen, Dozent:innen und Fachleuten, die einander kennen und die ihre Zusammenarbeit hoffentlich über die Finanzierungsperiode hinaus fortsetzen werden.

swisspeace Ursina Bentele Ursina.Bentele@swisspeace.ch Program Officer (Analysis & Impact)