Interview mit Annonciate Ndikumasabo, senior regional governance advisor, Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) Interviewerin Sanjally Jobarteh, communication officer, swisspeace

Ein Interview mit Annonciate Ndikumasabo, Senior Regional Governance Advisor (DEZA), über den Learning Journey der Abteilung Ost- und Südliches Afrika (OSA) und dem Democratization, Decentralization and Local Governance Network (DDLGN) der DEZA[1].

Warum hat sich die DEZA für einen Learning Journey zu systemischen Veränderungen in autoritären afrikanischen Kontexten entschieden?

Alles began im Jahr 2017, als unsere OSA-Abteilung beschloss, sich mit dem DDLGN zusammenzuschliessen, um die Herausforderungen zu bewältigen, die sich aus dem Mangel an Demokratie ergeben und die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit beeinträchtigen. Wir starteten einen ersten Learning Journey zum Thema Governance in fragilen Kontexten und organisierten 2018 einen regionalen Workshop über den eingeschränkten Handlungsspielraum für die Zivilgesellschaft. In Anbetracht der Tatsache, dass der Autoritarismus im östlichen und südlichen Afrika auf dem Vormarsch ist (laut Freedom House wurden fünf der acht Länder, in denen wir tätig waren, als nicht frei eingestuft, und drei wurden und werden noch immer als teilweise frei eingestuft), verlagerten wir unseren Schwerpunkt auf die Suche nach relevanten Strategien und Ansätzen zur Steigerung der Wirksamkeit in solchen Kontexten. Daher gingen wir im Jahr 2020 noch weiter und starteten einen Learning Journey zu systemischen Veränderungen, um herauszufinden, wie Fortschritte bei den Menschenrechten und der demokratischen Staatsführung beeinflusst und systemische Veränderungen erreicht werden können.

Auf welche Kontexte haben Sie sich fokussiert? Und warum?

Aus den Jahresberichten unsere Aussenstellen ging hervor, dass die Tendenz zum Autoritarismus in Burundi, Tansania, Kenia, Ägypten und Ruanda zunimmt. Daher haben wir diese fünf Länder als Fallstudien ausgewählt. Wir analysierten ihre politischen Systeme mit Hilfe politökonomischer Analysen, um herauszufinden, welche Ansatzpunkte und welche Arten von Veränderungen unser Ansatz erfordert, um eine positive Governance zu beeinflussen. Wir überprüften unsere Annahmen über die Art des Impacts, den wir in solchen Kontexten erwarteten, und fragten uns, ob sie noch gültig waren.

Könnten Sie einige Ergebnisse von ihrem Learning Journey nennen, dir zur Effizienzsteigerung der Entwicklung in autoritären Kontexten in der OSA-Region beigetragen haben?

Zunächst war es notwendig hervorzuheben, dass die Arbeit in einem autoritären Kontext eine bewusste und zielgerichtete Entscheidung ist. Wir waren uns einig, dass alle Beteiligten, einschliesslich der Teams und Partner:innen (ob vor Ort oder in der Zentrale), die Herausforderungen der Arbeit in solchen Kontexten verstehen und akzeptieren sollten. Wir waren uns auch darin einig, dass wir unser Wissen über die sich ständig weiterentwickelnden Kontexte, in denen wir arbeiten, erweitern müssen. In unserem Learning Journey wurden daher mehrere Strategien empfohlen, darunter die Durchführung systematischer politischer Wirtschaftsanalysen und politischer Forschung, um in den entscheidenden Momenten der strategischen Programmierung auf dem Laufenden zu bleiben; die Stärkung der innerstaatlichen Rechenschaftspflicht und die Verbesserung der Kontrollmechanismen; die vorsichtige Integration von Governance als Querschnittsthema in andere Sektoren, wenn es schwierig wird, an politischen Fragen zu arbeiten; Verständnis der regionalen Dynamik, um die Unfähigkeit zu überwinden, Veränderungen auf nationaler Ebene zu beeinflussen; regelmässige Analyse der Offenheit der Regierungen für Reformen, der Qualität des politischen Dialogs, des Raums für bürgerliche und politische Rechte und der Auswirkungen auf das Wohlergehen der Menschen; Sorge für die Sicherheit der lokalen DEZA-Mitarbeiter:innen und -Partner:innen, die einem hohen Druck ausgesetzt sind.

Was können Sie aus diesem Learning Journey schliessen? Plant die DEZA aufgrund dieser Erfahrung einen weiteren Learning Journey?

Wir können bereits den Mehrwert dieses Learning Journeys auf interner Ebene erkennen. Sie hat uns geholfen, von einem begrenzten Ansatz zur Governance zu einem umfassenderen überzugehen. Auf der Ebene der Wirkungsmessung analysieren wir nun, ob und wie wir in solchen Kontexten systemische Veränderungen erreichen können und wie die Interventionen der DEZA die notwendigen Veränderungen bewirken können, um die Lebensgrundlage der Bevölkerung zu verbessern. Es geht nicht darum, von einem Lernprozess zum nächsten überzugehen, sondern darum, schrittweise ein ständiges Lernen für ein adaptives Management zu betreiben.

 

[1] Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten

Interview mit Annonciate Ndikumasabo, senior regional governance advisor, Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) Interviewerin Sanjally Jobarteh, communication officer, swisspeace