Innocent Zallé mit seiner Familie vor der Ruine ihres alten Hauses in Bissa. Foto von Meinrad Schade

Mit dem Beginn des Goldrauschs in Burkina Faso 2012 wurde die Rohstoffproblematik zunehmend Teil der Projektarbeit von Fastenopfer, denn lokale Partnerorganisationen, Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in ländlichen Gebieten oder Frauen-Solidaritätsgruppen, sie alle sind unmittelbar betroffen von den Auswirkungen des Goldabbaus: Durch Goldfunde auf ihrem Land verschwindet die Grundlage bäuerlichen Einkommens. Auf dem Index menschlicher Entwicklung der UNO liegt Burkina Faso auf dem 183. Platz von 189 bewerteten Staaten. Nur ein gutes Drittel der Bevölkerung kann lesen und schreiben, über 40 Prozent leben von weniger als 1.90 US-Dollar pro Tag und damit unter der Schwelle extremer Armut. Das Bruttoinlandprodukt beträgt knapp 12 Milliarden US-Dollar. Bei einer Bevölkerung von rund 20 Millionen bleiben pro Kopf 646 US-Dollar.

In Bissa, wo das gleichnamige Dorf 2013 einer der grössten industriell betriebenen Goldmine Burkina Fasos weichen musste, hat sich das Leben der umgesiedelten Dorfbewohnerinnen und -bewohner massiv verschlechtert. Von den vielen von den Minenbetreibern gemachten Versprechen wurden nur einige wenige gehalten. Nach der Umsiedlung zeigte sich, dass das Grundwasser am neuen Wohnort mit Arsen versetzt war und ungeniessbar ist. So müssen die Mädchen und Frauen mehrere Kilometer täglich gehen um Trinkwasser zu beschaffen. Die zur Verfügung gestellten Häuser entsprechen nicht der traditionellen Wohnform und führten zur Zerstörung der bis anhin intakten sozialen Dorfstruktur. Entschädigungen wurden nur für die zum Zeitpunkt der Umsiedlung bewirtschafteten Felder bezahlt. Von den rund 1500 Dorfbewohner_innen fanden lediglich 75 einen Job in der Mine.

Menschenrechte globalisieren

In den letzten Jahren wurden jeweils gut 90 Prozent allen in Burkina Faso abgebauten Goldes in die Schweiz exportiert und von den Goldraffinerien hierzulande verarbeitet.

Die Wirtschaft ist globalisiert, nicht aber die Verantwortung für Menschenrechte. Doch der Wohlstand in der Schweiz ist ganz direkt mit der Ausbeutung von Rohstoffen in den Ländern des Südens verbunden, denn die Schweiz ist führend im Rohstoffhandel und der Goldveredelung. Mit Exporten im Wert von mehr als 68 Milliarden Franken waren Edelmetalle im Jahr 2018 das zweitwichtigste Exportgut der Eidgenossen – rund 95 Prozent davon wiederum sind dem Goldexport zuzurechnen. Denn hier werden 2/3 des weltweiten Goldes veredelt. Als weltweit grösste Drehscheibe und wichtigster Player trägt die Schweiz deshalb eine spezielle Verantwortung. Doch am 18. Dezember 2019 entschied der Ständerat erneut, dass Schweizer Unternehmen nicht für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden von Tochtergesellschaften im Ausland haften müssen. Die Haftung jedoch ist Kern der Konzernverantwortungsinitiative. Denn Konzerne sollen zur Rechenschaft gezogen werden können, wenn Menschenrechte verletzt werden.