Konflikttransformation und Friedensförderung werden bei den cfd-Projekten transversal (übergreifend) angestrebt. Ausgehend von einer Analyse der sozialen Ungleichheiten, Spannungen und Machtstrukturen einer Gesellschaft sowie ihrer Ursachen werden die Projekte so entwickelt, dass sie friedensfördernde Elemente aufweisen. Dabei geht der cfd immer von einem menschenrechtsbasierten Ansatz aus.
Das Projekt Nashat – Aktion in Algerien beispielsweise richtet sich an junge Erwachsene und fokussiert sich auf ihre soziale Inklusion. Jugendarbeitslosigkeit ist eines der grössten Probleme in Algerien. Der Ausschluss vom bezahlten Arbeitsmarkt führt auch zu sozialem Ausschluss, verbunden mit Gefühlen der Frustration und Perspektivlosigkeit. Zudem lastet die brutale Gewalt des Bürgerkrieges noch immer auf der Gesellschaft, in der Projektregion Sidi Moussa südlich von Algier haben in den 1990er Jahren grausame Massaker stattgefunden.
Gewalt ist verbreitet und vielfältig
Da Verdrängung und soziale Verbote in der Gesellschaft verbreitet sind, richtet sich die Gewalt von Jugendlichen nicht nur gegen andere, sondern auch gegen sich selber. Diese Gewalt beeinträchtigt den Selbstwert, das Selbstbild und das Selbstvertrauen.
Von den verschiedenen Gewaltformen ist häusliche Gewalt am weitesten verbreitet. Gefährlich und bekannt ist zudem die sogenannte El Harraga (illegale Migration). El Haraga oder Harga, bedeutet wörtlich «Papiere oder Gesetze verbrennen». Damit ist gemeint, dass jemand nicht nur seine Identitätspapiere, sondern auch Kultur, Identität und Herkunft «verbrennt» und illegal übers Mittelmeer nach Europa auswandert, eine verbreitete Antwort auf die wirtschaftliche und politische Blockade, besonders unter jungen Männern. Sie widerspiegelt die Befürchtungen einer fragilen Gesellschaft: Verarmung, Arbeitslosigkeit, Bruch der sozialen Beziehungen, Werteverlust besonders im Bereich der Kindererziehung, Gewalt in allen Formen und Zusammenhängen.
Sensibilisierung, Ausbildung und Begleitung
El Harraga ist eines von vier Themen – neben Gewalt in der Schule, sexuellem Missbrauch von Kindern, Gewalt gegen Frauen – mit denen sich die Jugendlichen im Rahmen des Projekts Nashat – Aktion auseinandersetzen. Dazu wurde vor zwei Jahren eine Gruppe Animator_innen ausgebildet, welche die verschiedenen Etappen Sensibilisierung, Ausbildung und Begleitung von Jugendlichen leiten. Für die Sensibilisierung über illegale Migration haben die Animator_innen mit Jugendlichen eigens einen Film (siehe Link) produziert. Nach den Filmvorführungen diskutieren sie mit Berufsschüler_innen und Jugendlichen aus Vereinen wie Pfadi oder Jugendgruppen über das Thema. Dabei geht es auch darum, dass die Jugendlichen ein positiveres Selbstbild aufbauen. Die Sensibilisierungsworkshops stossen auf grosses Interesse. Für viele Jugendliche ist es neu, eine andere Sicht auf das Thema Harga zu erfahren und sich untereinander auszutauschen.
Nach den ersten Erfahrungen im Projekt haben die Animator_innen Anfang dieses Jahr ein Programm entwickelt, um über längere Zeit mit den Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Die Animator_innen vermitteln ihnen Wissen und Fertigkeiten in Kommunikation, im Umgang mit Konflikten, in der Leitung von Gruppen sowie in der Planung und Durchführung von Aktivitäten. Dabei geht es um die Stärkung der persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen. Die Teilnahme am Projekt verbessert das Selbstwertgefühl der Jugendlichen. Es gelingt ihnen dadurch, freundschaftliche Beziehungen zu pflegen. Sie werden sich ihrer Fähigkeiten bewusst und beginnen, ihre Zukunft und ihren Platz auch im eigenen Umfeld zu sehen.
