Eine junge Journalistin von Studio Sifaka berichtet aus der Nähe von Andasibe, im Osten Madagaskars. Iako M. Randrianarivelo / Fondation Hirondelle
Fondation hirondelle Nicolas Boissez nicolas.boissez@hirondelle.org Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Der 2019 im Rahmen einer Partnerschaft der Vereinten Nationen und der Stiftung Hirondelle gegründete Radiosender Studio Sifaka bietet der madagassischen Jugend Zugang zu nützlichen, vertrauenswürdigen Informationen und gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Meinung friedlich zu äussern. Seit Dezember 2019 bietet Studio Sifaka täglich ein zweistündiges Rundfunkprogramm. 24 lokale Rundfunkstationen, die fast 50 Prozent der Gesamtbevölkerung Madagaskars erreichen, übertragen das Programm. Die Inhalte umfassen ein Magazin mit nationalen und regionalen Nachrichten sowie Ratgeber (Gesundheit, Berufliches usw.), Gesprächsforen, Musik und Beiträge zur Landeskultur. Um die Produktion kümmert sich ein junges madagassisches Redaktionsteam, das von der Stiftung Hirondelle geschult und begleitet wird. Noch in diesem Jahr soll Studio Sifaka ein zu 100% madagassisches Unternehmen werden, mit der Unterstützung der Stiftung Hirondelle und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP).

Ende 2020 wurden die Hörerinnen und Hörer befragt, in welchem Umfang sie Studio Sifaka nutzen und wie das Programm bei der Bevölkerung ankommt, insbesondere bei jungen Menschen. Die Umfrage des international angesehenen Forschungsinstituts Kantar ergab, dass 4,3% der Bevölkerung jede Woche die über Radiopartner gesendeten Beiträge von Studio Sifaka verfolgen, und dass rund 320’400 Personen ab einem Alter von 15 Jahren regelmässig einschalten. Ein ermutigendes Resultat nach weniger als einem Jahr auf Sendung (zum Zeitpunkt der Umfrage), zumal es normalerweise länger dauert, bis ein neues Medium ein Publikum binden kann. Studio Sifaka richtet sich in erster Linie an ein Jugendliche und junge Erwachsene, die von den grossen Medien des Landes häufig vergessen werden.

90% der Stammhörerschaft sind zwischen 15 und 34 Jahren. Damit wird die beabsichtigte Zielgruppe klar erreicht. «Wie ich festgestellt habe, sind einige meiner Bekannten, die früher nie Radio hörten, jetzt immer dabei, um zur gewohnten Stunde Studio Sifaka zu hören», berichtet ein Hörer in der ländlichen Gemeinde Vohipeno. «Für uns ist es eine Art Treffpunkt geworden. Wir hören uns an, was sie im Radio sagen, und reden darüber. Manchmal gibt es danach lange Diskussionen. Die vielen Inhalte und Neuigkeiten, die wir jeden Tag hier erfahren, öffnen uns die Augen.»

Ein weiterer Erfolg ist der hohe Frauenanteil von 57% im Publikum. Dies ist umso bemerkenswerter als die meisten Medien, insbesondere Nachrichtenmedien und -programme, in Afrika ebenso wie auf der ganzen Welt mehr Zuhörer haben als Zuhörerinnen. «Ich als junge Frau weiss jetzt, was Belästigung und genderspezifische Gewalt sind», erklärt eine Hörerin aus der Stadt Sambava an der Nordostküste der Insel. «Ich weiss, was ich tun muss und wohin ich mich wenden kann, falls mir oder einer Bekannten so etwas passieren sollte.»

74% der Hörerschaft finden die Sendungen für ihr Alltagsleben «nützlich» oder sogar «unentbehrlich». 82% schätzen die Informationen von Sifaka als «vertrauenswürdig» ein, während 78% angaben, dass die Beiträge ausgewogen und sachlich sind und dass unterschiedliche Standpunkte geäussert werden. Durch das Radioprogramm von Studio Sifaka hat sich das Verhalten von 60% der Hörerinnen und Hörer verändert. 68% haben schon einmal Informationen an ihren Bekanntenkreis weitergegeben. «Ethnische Diskriminierung ist bei uns keine Seltenheit. Man macht einen Unterschied zwischen Küstenvölkern und Merina, was oft zu Konflikten führt. Ich habe den Eindruck, dass es diese Klassifizierung im Programm von Studio Sifaka nicht gibt. Jedes Mal höre ich die verschiedensten Stimmen und Dialekte, woraus im Radio ein sehr harmonisches Ganzes entsteht. Dadurch ändert sich unser Verhältnis zu Jugendlichen aus anderen Regionen», so ein weiterer Hörer aus Sambava.

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