Das Calabash Community Restaurant ist Teil des Orwa-Projekts von Cuisine sans frontières in Kenia. Caspar Hedberg
Cuisine sans frontières Anna Hofmann anna.hofmann@cuisinesansfrontieres.ch Geschäftsführerin

Mitarbeiter:innen von Cuisine sans frontières (Csf) reisten vor gut zehn Jahren in die weite Ebene des Rift Valley zur Grenze zwischen West Pokot- und Turkana County in Kenia.

Die Hirt:innen der ansässigen Gemeinschaften standen im Konflikt um die Wasserstellen und raubten sich gegenseitig das Vieh. Instrumentalisiert von lokalen Kriegsherren entstanden bewaffnete Gruppen, welche Konvois überfielen und sich mit dem Schmuggel von Waffen und Munition bereicherten.

Ein Projekt mit dem Namen Cabesi (Camels, Bees, Silk) hatte trotz allem sowohl im Pokot- als auch im Turkanaland Fuss gefasst. Beim kleinen Ort Orwa war nun der Bau eines Kamelzentrums geplant. Die Idee, das Kamel als Nutztier den Pokot näherzubringen, sollte auch eine Lösung in der klimawandelbedingten Wasserknappheit bieten. Da die Turkana den Umgang mit Kamelen bereits gewohnt waren, war das Kamelzentrum als Beitrag zum Wissenstransfer und zur Versöhnung zwischen den beiden Gemeinschaften gedacht.

Csf hatte die Aufgabe, das Kamelzentrum mit Unterkünften und einem Restaurant zu begleiten. Sie stellte die Mittel zum Bau zur Verfügung und entsandte Freiwillige nach Orwa. Es entstand das Restaurant Calabash mit Küche, Vorratsräumen, Gastraum, ein paar einfachen Hütten zum Übernachten und einem grossen Platz im Freien. Im Vorfeld traf sich Csf mit den Chiefs der umliegenden Dörfer und kontaktierte die Anführer:innen der bewaffneten Gruppen. In sorgfältigen Verhandlungen präsentierten die Mitarbeiter:innen das Restaurant, Seminar- und Kamelkonzept, welches freundlich aufgenommen wurde.

Die Eröffnung des Calabash war ein lokales Grossereignis, das von über 1000 Leuten besucht wurde. Ziegen wurden geschlachtet, Ugali und Sukuma Wiki gekocht und Lampions aufgehängt. Repräsentant:innen aller Gemeinschaften waren eingeladen, mit der Bitte, auf ein friedliches Zusammensein zu achten. Die Gäste leisteten Folge und das Einweihungsfest verlief friedlich.

Seither waren immer wieder Csf-Teams vor Ort. Die einheimische Equipe ist der Arbeit durchaus gewachsen, wird aber durch die Csf-Präsenz zusätzlich vor Übergriffen der einen oder anderen Seite geschützt. Heute ist das Calabash eine friedliche Oase, wo sich die Bewohner:innen der Region treffen. Seit zehn Jahren gab es keine gewaltsamen Zwischenfälle mehr. Stattdessen werden Schönheitswettbewerbe, Theateraufführungen, Sporttage sowie Filmabende abgehalten und regelmässig Fussball geschaut. Ab und zu übernachten sogar Tourist:innen im Calabash. Die Kämpfe sind deutlich weniger geworden und der Betrieb ist auf bestem Weg, selbsttragend zu werden. Friedensarbeit bedeutet Arbeit an der Gemeinschaft. Und Gemeinschaft braucht Gastronomie.

Cuisine sans frontières Anna Hofmann anna.hofmann@cuisinesansfrontieres.ch Geschäftsführerin