Ziel für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goal) 3 - Gute Gesundheit und Wohlbefinden, April 2019. UN Foto/Manuel Elias

Die COVID-19-Pandemie verdeutlicht, wie wichtig eine stärkere Integration von Gesundheit und Frieden ist. Diese vielschichtige Krise ist nicht nur die grösste gesundheitliche Herausforderung unserer Zeit, sondern hat auch bestehende Ungleichheiten verschärft und neue Missstände hervorgerufen. Sie bedroht Gesundheitssysteme, den sozialen Zusammenhalt und den Weltfrieden.

Der Nexus Nothilfe-Entwicklung-Friedensförderung braucht mehr Rückhalt in Politik, Forschung und Praxis, damit die wechselseitige Beziehung zwischen Frieden und Gesundheit besser berücksichtigt wird. Wie der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus bekräftigt, «kann es keine Gesundheit ohne Frieden geben und keinen Frieden ohne Gesundheit».

Im Rahmen ihres Programms «Peace Responsiveness» hat sich die Organisation Interpeace mit einer Reihe von Fachagenturen aus dem Gesundheitswesen und anderen Bereichen zusammengeschlossen, um grössere Beiträge für den Frieden leisten zu können. Sie macht auf die Erfordernisse der Agenda für Friedenskonsolidierung sowie die Vorstellung aufmerksam, dass alle, die in konfliktbetroffenen Kontexten tätig sind, zum Frieden beitragen können und sollen. So steigern sie gleichzeitig die Nachhaltigkeit und Wirksamkeit ihrer Programme.

Erst kürzlich rief die WHO ihre eigene Initiative für Gesundheit und Frieden ins Leben, die auf den fachlichen Kompetenzen, den Beziehungen und der Initiativkraft der Organisation im Gesundheitsbereich aufbaut, mit dem Ziel, innovative Möglichkeiten zur Konfliktbewältigung und Resilienzstärkung zu schaffen. Sie schreibt fest, dass friedensrelevante Gesundheitsmassnahmen die Chancen für lokalen Frieden erhöhen können. Erreicht wird dies durch die Verstärkung des Vertrauens und der Kommunikation zwischen der Zivilbevölkerung und dem Staat durch eine einfacher zugängliche und gerechtere Gesundheitsversorgung, durch Zusammenarbeit der verschiedenen Seiten eines Konflikts bei gemeinsamen Themen wie Gesundheits- und Fürsorgepolitik oder durch die Stärkung des sozialen Zusammenhalts auf lokaler Ebene in Form von inklusiven Gesundheitsförderungs- und Heilungsinitiativen für Gemeinschaften.

Dank der Kooperation können Interpeace und die WHO jeweils von der Expertise des Partners profitieren und zusammen sowohl Gesundheit als auch Frieden auf ihrer Agenda voranbringen – von politischen Voraussetzungen bis hin zu konkreten programmatischen Interventionen.

Die erste Gelegenheit für ein gemeinsames Programm ergab sich in der Ukraine, wo sich Interpeace und das WHO-Landesbüro dafür einsetzten, das Vertrauen der Zivilbevölkerung in das ukrainische Gesundheitssystem im Hinblick auf COVID-19 zu stärken. Ein vereinfachter Zugang zu Gesundheitsdiensten könnte eine Chance darstellen, das Vertrauen zwischen Behörden, Gesundheitsfachkräften und der Bevölkerung zu verbessern und gleichzeitig die Wirksamkeit der COVID-19-Massnahmen zu steigern. So könnte die derzeitige Pandemie als Ansatzpunkt für eine grundlegendere Reform des Gesundheitswesens dienen und eine stabilere Basis für nachhaltigen Frieden schaffen.

Lässt man die Friedensförderung bei technischen Gesundheitsschutzmassnahmen ausser Acht, besteht das Risiko, dass sich Konfliktdynamiken verschlimmern. Dies würde der Konfliktlösung und der langfristigen Friedensförderung schaden. Deshalb ist die Einbindung friedensfördernder Ansätze in multidimensionale humanitäre Hilfe und Entwicklungsarbeit von Regierungen, INGOs und UN-Akteuren eine unerlässliche operative Notwendigkeit im Einsatz für Gesundheit und nachhaltigen Frieden.