Trockenheit, Oktober 2009. Brigitt Altwegg
Kanton Waadt Brigitt Altwegg brigitt.altwegg@vd.ch Administration and Strategy Officer, Klimaplan-Einheit

Das Jahr 2020 war nicht nur durch die Coronavirus-Pandemie geprägt, sondern gehörte auch zum heissesten Jahrzehnt seit Beginn der Aufzeichnungen. In einer Zeit des Klimanotstands, in der wir mit unseren gegenwärtigen Emissionen auf einen globalen Temperaturanstieg um 3 bis 5 °C zusteuern – obwohl wir wissen, dass bereits eine Erwärmung von mehr als 1,5 °C zum irreversiblen Verlust von Ökosystemen und zu wiederholten Bevölkerungskrisen führt – ist es unmöglich, über Gesundheit und Frieden zu sprechen, ohne auf das Klima einzugehen.

2014 bestätigte der IPCC, dass der Klimawandel die Gesundheit beeinflusst, sowohl direkt durch Übersterblichkeit und Morbidität infolge von belastenden Hitzewellen, Überschwemmungen und anderen Wetterextremen als auch indirekt durch veränderte Ökosysteme und sozioökonomische Gefüge. Der Druck, den der Mensch auf die Umwelt und die Artenvielfalt ausübt, hat zugenommen: Die Beispiele für den exponentiellen Verbrauch von Rohstoffen und unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sind zahlreich. Inzwischen haben wir die planetaren Grenzen nicht nur erreicht, sondern in vielerlei Hinsicht sogar überschritten. Es gibt immer weniger Naturräume und die Auswirkungen des Klimawandels sind überall bereits deutlich sichtbar. Der IPBES-Bericht zu Pandemien schildert, inwiefern das veränderte Klima unsere Gesundheit beeinträchtigt, insbesondere im Zusammenhang mit der Verbreitung von Mücken und Zecken als Überträger von Infektionskrankheiten, der Zunahme von Atemwegserkrankungen sowie wasserbürtigen Krankheiten oder einem erhöhten Risiko von Zoonosen wie den Coronaviren. Die Veränderung der Ökosysteme setzt durch Umstellung der landwirtschaftlichen Erzeugung, Produktivitätseinbussen, Naturgefahrenereignisse und Umsiedlung die ökonomischen und sozialen Systeme und die menschliche Gesundheit zusätzlich unter Druck. Mögliche Folgen sind Ernährungsunsicherheit, psychische Probleme und gewalttätige Konflikte.

«Die grosse Aufgabe unseres Jahrhunderts ist es, Frieden mit der Natur zu schliessen. Sie muss weltweit für alle Menschen Priorität haben» und «zu denken, dass Bevölkerungen – und Entwicklung – getrennt von unserem Planeten funktionieren, ergibt keinen Sinn. Wir sind in der Natur verwurzelt», sagen António Guterres, UNO-Generalsekretär, und Pedro Conceição, Direktor des Human Development Report Office (HDRO) beim UNDP. Da sich die Förderung des Nexus Nothilfe–Entwicklung–Frieden und der Kampf gegen den Klimawandel gegenseitig verstärken, ist ein ganzheitlicher Gesundheitsansatz und die Berücksichtigung der Wechselwirkung von Natur und Mensch notwendig. Wenn wir darüber hinaus mit Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften enger zusammenarbeiten und die öffentliche Politik auf lokaler, nationaler und globaler Ebene enger verknüpfen, können wir Lösungen für die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, erarbeiten und austauschen.

Die interdisziplinären und ressortübergreifenden nationalen, kantonalen und kommunalen Klimapläne, die Akteure auf allen Ebenen der Gesellschaft einbinden, sind Teil dieser Bemühungen. Wie aus dem nationalen Forschungsprogramm für die Energiewende (NFP 70) hervorgeht, ist mit den derzeit bekannten technischen und finanziellen Mitteln der Ausstieg aus fossilen Energien zu akzeptablen sozioökonomischen Bedingungen grundsätzlich möglich. Das Naturerbe und die Lebensfähigkeit der Ökosysteme dürfen wir bei der Energiewende nicht vergessen, denn dieses positive Zusammenspiel ist für die Friedens- und Gesundheitsförderung unabdingbar.

Kanton Waadt Brigitt Altwegg brigitt.altwegg@vd.ch Administration and Strategy Officer, Klimaplan-Einheit