Hausangestellte in El Salvador fordern eine Kultur der Gewaltfreiheit während einer Demo zum 8. März und fördern diese auch in ihrer Gewerkschaft. Brücke · Le pont.
Bridge · Le pont Fabienne Jacomet fabienne.jacomet@bruecke-lepont.ch Communication and Development Policy

El Salvador gehört zu den Ländern mit der weltweit höchsten Gewalt- und Femizidrate. Davon betroffen sind auch Hausangestellte, die zusätzlich Diskriminierung am Arbeitsplatz erfahren. In der Gewerkschaft Simuthres setzen sich rund 350 Frauen für ihre Rechte ein – und pflegen auch intern eine Kultur der Gewaltfreiheit.

Hausangestellte in El Salvador sind starker geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen ausgesetzt, leben oft in durch kriminelle Banden kontrollierten Quartieren und werden durch ihre Arbeitgeber_innen ausgebeutet. “Brücke · Le pont” unterstützt in diesem Kontext eine Gewerkschaft von Hausangestellten, das Sindicato de mujeres trabajadoras del hogar remuneradas salvadoreñas (Simuthres). Ziel des gemeinsamen Projekts ist es, dass die Hausangestellten ihre Arbeits- und Lebensbedingungen verbessern. Dank Schulungen sowie rechtlicher und psychologischer Beratung lernen sie, ihre Arbeits- und Menschenrechte einzufordern. Zudem engagiert sich die Gewerkschaft mit Öffentlichkeitskampagnen und in Allianzen dafür, dass auch staatliche Institutionen die Rechte von Hausangestellten anerkennen.

Interne Konflikte bewältigen

Für den Erfolg der organisierten Hausangestellten ist zentral, dass die Gewerkschaft intern gestärkt ist und gegen aussen geeint auftritt. Das ist aufgrund ihrer Zusammensetzung nicht selbstverständlich: Es handelt sich um eine Basisorganisation, wo jede Hausangestellte persönliche, komplexe Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen mitbringt. Für die meisten ist die Zusammenarbeit in einer Gruppe ganz neu. Seit der Gewerkschaftsgründung 2014 haben die Frauen einen bedeutenden kollektiven Lernprozess durchlaufen. Eine Erkenntnis ist, dass sie nebst ihren Haupttätigkeiten auch Zeit und Ressourcen in ein gutes internes Klima investieren müssen.

Inzwischen führen sie regelmässig Workshops zu Konflikttransformation durch. Schwerpunkte sind Strategien zur Lösung interner Konflikte, gewaltfreie und selbstbewusste Kommunikation, Selbstfürsorge und emotionales Wohlbefinden sowie zwischenmenschliche Beziehungen. Die Frauen haben auch gemeinsam Regeln der Zusammenarbeit aufgestellt, die gegenseitigen Respekt und eine konsensorientierte Entscheidungsfindung fördern. Dazu gehört, dass die Vorstandsmitglieder den Kommunikationsfluss untereinander und mit den Mitgliedern verbessert haben und neue Gewerkschaftsmitglieder individuell begleitet und bestmöglich integriert werden.

Gestärkt in Gewerkschaft und Gesellschaft

Die verschiedenen Tätigkeitsfelder von Simuthres befruchten sich gegenseitig: Dank der Schulungen zu Gender und Arbeitsrechten entwickeln die Gewerkschaftsmitglieder ein Verständnis für die strukturelle Gewalt gegenüber Frauen und Hausangestellten und können auch die Erfahrungen ihrer Kolleginnen besser einordnen. Dass sie in der Gewerkschaft darin gefördert werden, ihre Meinung kundzutun, hilft ihnen wiederum, ihre Rechte am Arbeitsplatz einzufordern und sich besser gegen Missbrauch zu wehren.

Gerade aufgrund ihrer vielfältigen Gewalterfahrungen ist es für die Hausangestellten zentral, in der Gewerkschaft einen Ort der Gewaltfreiheit zu erleben. Dieser ergibt sich nicht von selbst, sondern muss sorgfältig gepflegt werden. So fördern die Frauen durch ihr Engagement eine Kultur der Gewaltfreiheit auf mehreren Ebenen.

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