Muslimische und christliche Studierende lernen gemeinsam in Bosnien und Herzegowina. Richard Wayman/Alamy

Was ist Friedenspädagogik?

Das grundlegende Ziel der Friedenspädagogik ist es, einer Kultur des Krieges durch die Förderung einer Kultur des Friedens entgegenzuwirken. Friedenspädagogik revidiert die Annahme, Gewalt sei eine angeborene Eigenschaft des Menschen, und vermittelt die Fähigkeit, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. Die Lernenden sollen sich zu verantwortungsbewussten Menschen entwickeln, die anderen innerhalb und ausserhalb ihrer Landesgrenzen und ihrer gesellschaftlichen Gruppe mit Toleranz, Empathie und Solidarität begegnen, um der Gewalt den Nährboden zu entziehen und sich aktiv für bessere Friedensperspektiven einzusetzen.

Dabei verfolgt die Friedenspädagogik vielfältige Ansätze: Manche schulen persönliche und zwischenmenschliche Kompetenzen wie emotionale Achtsamkeit, Aggressionsbewältigung, Einfühlungsvermögen, Zusammenarbeit und Freundlichkeit; andere konzentrieren sich auf die sozialen, kulturellen und politischen Aspekte des Friedens, etwa Umwelt- und Menschenrechtserziehung, entwicklungspolitische Bildung, interkulturelles Training und soziale Gerechtigkeit.

Schulen als Orte der Gewalt

Einrichtungen der formalen Bildung sind oft Orte der Gewalt – einschliesslich direkter, kultureller und struktureller Gewalt – und bieten nicht immer ein Umfeld, das den Zielen der Friedenspädagogik zuträglich ist. Dennoch vermitteln Schulen soziale und kulturelle Werte, Normen und Einstellungen. Durch Bildung unterstützen sie Heranwachsende beim Aufbau positiver Beziehungen und schaffen sichere Lernumgebungen, in denen sich junge Menschen entfalten können. Veröffentlichten Daten und Studien zufolge führten friedenspädagogische Massnahmen nachweislich sowohl zu verbesserten Einstellungen und mehr Zusammenarbeit als auch zu einem Rückgang der Gewalt und der Schulabbruchquoten. In Afghanistan beispielsweise wurden durch das Programm “Help the Afghan Children” verschiedene Formen von Gewalt drastisch verringert. Zudem änderte sich die Einstellung der Kinder bezüglich Gewalt gegen Frauen.

Da Schulen im Leben von Kindern und Heranwachsenden einen sehr hohen Stellenwert haben und gemeinsame Anstrengungen für die Entwicklung von Friedenskulturen im Bildungsumfeld unverzichtbar sind, ist es sinnvoll, das Verständnis und die Praxis der Friedenspädagogik in formalen Schulen zu verbreiten und die Schlüsselrolle hervorzuheben, die Schulen bei der Friedensförderung übernehmen können.

Wie lässt sich Friedenspädagogik etablieren?

Aus der Forschung von International Alert geht hervor, dass wir Friedenspädagogik in Schulen wirksam voranbringen müssen. Dies umfasst die Förderung gesunder Beziehungen und einer friedlichen Schulkultur, die Eindämmung struktureller und kultureller Gewalt, die Berücksichtigung der Art und Weise, wie Bildung vermittelt und verpackt wird, auch über den Lehrplan hinaus, die Vereinbarung friedenspädagogischer Ansätze für persönliche Entwicklung und zwischenmenschliche Beziehungen mit breiter gefassten gesellschaftspolitischen Ergebnissen sowie die Verknüpfung der Bemühungen zur Förderung einer Friedenskultur in Schulen mit grösseren Gemeinschaftsinitiativen und politischen Entscheidungen.

Die Etablierung der Friedenspädagogik ist weder linear noch einfach. Formale Schulen lassen sich nicht radikal von heute auf morgen transformieren, doch wir können herausfinden, wo Änderungen an bestehenden Systemen möglich sind und wo ergänzende Arbeit gefragt ist.