Laut dem Weltmigrationsbericht (IOM, 2020) gab es im vergangenen Jahr weltweit etwa 272 Millionen Migrant_innen. Dies entspricht nur 3,5% der Weltbevölkerung. Trotz dieser niedrigen Quote und der Tatsache, dass 26% dieser Migrant_innen gezwungen sind, ihr Land zu verlassen, ist ein Antimigrationsveralten in Regierungspolitik, Narrativen und im öffentlichen Diskurs immer noch weit verbreitet.
Da es sehr wahrscheinlich ist, dass die Zahl der Menschen, die auf der Flucht sind, noch zunimmt, insbesondere aus demografischen und ökologischen Gründen, erscheint es relevant und notwendig die Chancen wahrzunehmen, die Migration für Frieden darstellt. Seit 218 hat die internationale Gemeinschaft zu diesem Zweck einige Bemühungen unternommen. Mit der Verabschiedung der beiden globalen Verträge über Flüchtlinge und Migration beabsichtigten 152 UN-Mitgliedstaaten sowohl ihre Zusammenarbeit und ihr Engagement zu verstärken, nationale Antworten zu formulieren, als auch Bedingungen für Migrant_innen und Menschenrechte in Aufnahme- und Heimatländern zu verbessern. Allerdings haben nicht alle Staaten diesen Verträgen zugestimmt, weshalb deren nicht rechtsverbindlicher Charakter eine Umsetzung verhindert.
Angesichts der verbleibenden Herausforderungen hat KOFF einen Gemeinsamen Lernprozess zu Friedensförderung und Migration (Joint Learning Process on Peacebuilding and Migration, JLPM) lanciert, der es seinen Trägerorganisationen ermöglicht, die Chancen und Herausforderungen zu erkunden, die Migration für Frieden mit sich bringt. Gemeinsam suchen sie nach Lösungen, um eine systematische und strategische Einbeziehung von Migration in Politik und Programmgestaltung von Friedensförderung zu voranzutreiben und setzen sich für ein nuancierteres und konstruktiveres Narrativ über Migration ein.
Die Ergebnisse und Empfehlungen dieser Ausgabe des à propos bieten einen ersten Überblick über die Perspektiven von KOFF und anderen Organisationen in Bezug auf den Zusammenhang von Migration und Frieden, sowie Chancen und Herausforderungen im aktuellen Kontext. Während wir in jüngster Zeit mit ansehen mussten, wie sich die Friedensbestrebungen von Migrantinnen und Migranten aufgrund der COVID-19 Pandemie oder wachsender Fremdenfeindlichkeit verschlechtert haben, sahen wir gleichzeitig Ansätze zum Aufbau von Kapazitäten, zu einem besseren Zugang zum Arbeitsmarkt oder zur Integration in die Gesellschaft mit Hilfe von Programmen zur Förderung des sozialen Zusammenhalts.
Ich wünsche eine angenehme Lektüre
Redakteurin KOFF Magazin, Sanjally Jobarteh