Workshop der Change Agents in Libyen. Interpeace
Interpeace Mónica Aldana Digital Communication Officer Interpeace Luvini Ranasinghe ranasinghe@interpeace.org Head of Communications

In den letzten zehn Jahren war Libyen von mehreren politischen und wirtschaftlichen Konflikten betroffen. Das Land leidet unter einer ausgeprägten Führungskrise, die zu einer großen Kluft zwischen den staatlichen Behörden und den Bürger:innen führt. Zahlreiche polarisierende Akteure beherrschen die politische Szene und verschärfen die sozialen und wirtschaftlichen Missstände. Zudem ist die internationale Gemeinschaft zersplittert, da unterschiedliche Organisationen ihre oftmals engstirnigen und interessensgeleiteten Ziele verfolgen.

Interpeace konzentriert sich seit 2011 auf die Friedensförderung an der Basis der Zivilgesellschaft in Libyen und seit kurzem auch im Jemen. Einer unserer Ansätze zur Friedensförderung («Track 6») konzentriert sich darauf, die Kluft zwischen lokalen Gemeinschaften, der Zivilgesellschaft, Regierungen und der internationalen Gemeinschaft zu überbrücken. Er trägt dazu bei, dass die politische Elite die lokalen Gegebenheiten widerspiegelt und vom lokalen Wissen profitiert. Dieser Ansatz wird jedoch vielerorts im Nahen Osten und in Nordafrika durch die tiefe politische und soziale Zersplitterung stark in Frage gestellt. Ohne legitime politische Prozesse erweist sich die Friedenskonsolidierung an der Basis auf lokaler Ebene zwar als effizient, kann aber auf nationaler und regionaler Ebene keine größere und nachhaltige Wirkung entfalten. In Libyen beispielsweise haben unsere friedensfördernden Maßnahmen auf lokaler Ebene Vertrauen geschaffen und Lösungen für lokale Probleme aufgezeigt, aber hatten keinen ausschlaggebenden Einfluss auf die Entscheidungsfindung auf nationaler Ebene («Track 1»).

In den 11 Jahren, in denen Interpeace in Libyen tätig ist, hat die Organisation die verschiedenen Phasen des regionalen und lokalen Konflikts miterlebt und ihre Programme an diese Realität angepasst. Im Rahmen des «Peace-Mapping”-Projekts analysierte Interpeace, warum einige Gemeinden friedlich blieben, trotz der von Instabilität geprägten Umgebung. Dieses Projekt legte den Grundstein für die weitere Tätigkeit von Interpeace, die darauf abzielte, lokale Widerstandsfähigkeit durch Dialog zu stärken und nach und nach Stabilitätszonen im ganzen Land zu etablieren. Im Rahmen dieses Programms wurde ein Netzwerk von «Change Agents» aufgebaut – bestehend aus Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und sozialen Schichten, die in ihren Gemeinschaften verankert sind und eine zentrale Funktion innehaben. Die Change Agents wurden in den Bereichen Konfliktanalyse und -transformation, Dialogförderung und Mediation spezifisch für ihre Rolle geschult.

Während die Change Agents etwas bewirken, indem sie sich um Probleme in ihren Gemeinden kümmern – von der Müllabfuhr bis hin zur Bewältigung des Kriegstraumas -, sind sie nicht gleichermassen in der Lage, sich in politischen Prozessen auf nationaler Ebene zu engagieren. Obwohl wir mit unseren friedensfördernden Maßnahmen landesweit Stabilität schaffen konnten, ist es uns aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Instabilität nur begrenzt möglich, die lokale Stabilität über das Netzwerk der Change Agents auf die nationale Ebene zu übertragen.

Renée Larivière, leitende Direktorin für das Programmmanagement bei Interpeace, erläutert die Beweggründe für unseren friedensfördernden Ansatz, mit dem wir uns der Herausforderung stellen die gesellschaftliche Kluft in Libyen zu überbrücken: «In diesem Zusammenhang haben wir unsere Bemühungen auf den Aufbau von Resilienz für den Frieden konzentriert, da dies von zentraler Bedeutung für die Fähigkeit von Gemeinschaften ist, ihre Spaltungen und Spannungen legitim, inklusiv und gewaltfrei zu bewältigen. In Libyen und nun auch durch unser Programm im Jemen investiert Interpeace weiterhin in Akteure an der Basis der Gesellschaft, die in ihren eigenen Gemeinschaften etwas bewirken können. Dies wird kombiniert mit Bestrebungen für ein systematischeres bürgerschaftliches Engagement.»

Interpeace Mónica Aldana Digital Communication Officer Interpeace Luvini Ranasinghe ranasinghe@interpeace.org Head of Communications