Sonderschule im Star Mountain Rehabilitation Centre in Abu Quash/Ramallah, 2017. Mission 21
Mission 21 Johannes Klemm johannes.klemm@mission-21.org Programme Officer Palestine

Angesichts der aktuellen globalen Krisen und Kriege ist der seit Jahrzehnten andauernde Israel-Palästina-Konflikt etwas aus der Wahrnehmung der europäischen Öffentlichkeit verschwunden. Dennoch gibt es fast täglich Zwischenfälle und Gewalt in der Westbank, Gaza oder Israel. Eine Bevölkerungsgruppe in Palästina ist auch durch den Konflikt besonders in Vergessenheit geraten: Menschen mit geistigen Behinderungen finden kaum Beachtung. Staatliche Unterstützung fehlt ebenso wie das Bewusstsein für ihre Rechte. Vielerorts wird das Thema in der palästinensischen Gesellschaft tabuisiert. Familien in denen Kinder mit Behinderung leben, sind deshalb mit der Betreuung und Förderung auf sich allein gestellt und damit häufig überfordert. Zum Teil stark vernachlässigt leben Menschen mit Behinderung so am Rande der Gesellschaft. Bildung und eine optimale Entwicklung werden ihnen oft vorenthalten.

Das von Mission 21 unterstützte Rehabilitationszentrum Sternberg in der Nähe von Ramallah fördert seit über vier Jahrzehnten erfolgreich geistig behinderte Kinder und Jugendliche. Das Angebot des Rehabilitationszentrums reicht von einem inklusiven Kindergarten über die Schul- und Berufsausbildung bis zur Advocacy für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft

Inmitten einer politisch unruhigen Region leistet diese sozialdiakonische Arbeit auch einen Beitrag zur Versöhnung: Versöhnung der Familien mit ihren Kindern mit Behinderungen, versöhnende Arbeit zwischen Christ:innen und Muslim:innen. Menschen mit geistigen Behinderungen werden unabhängig von religiöser oder konfessioneller Zugehörigkeit unterstützt. Christliche und muslimische Mitarbeitende arbeiten selbstverständlich und ohne Probleme miteinander. Sie verfolgen die individuelle Förderung der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen, unabhängig von Herkunft oder Religion. Die Einrichtung wird von der Evangelischen Brüder-Unität/Herrnhuter Brüdergemeine getragen. Diese kleine, aber weltweit verbreitete evangelische Kirche arbeitet seit 1866 in der Region. Am Anfang wurden christliche, muslimische oder jüdische Menschen gepflegt, die an Lepra erkrankt waren und ab 1980 Kinder mit Behinderungen, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit. Im Zentrum der Arbeit stehen nicht religiöse oder politische Bekenntnisse, sondern der individuelle Mensch mit seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen. Die Kinder und Jugendlichen profitieren von dieser interreligiösen Sozialarbeit. Der alte Nahostkonflikt lässt sich dadurch nicht lösen. Die Arbeit leistet aber einen wesentlichen Beitrag zur Erkenntnis, dass die Inklusion aller Menschen zu Versöhnung und Frieden beitragen kann.

 

Mission 21 Johannes Klemm johannes.klemm@mission-21.org Programme Officer Palestine