N° 153
Dezember 2017
Mitglieder der Kommission für Wahrheit, Erinnerung und Versöhnung. Foto von Ingrid Guyon/Conciliation Resources

Im letzten Jahrzehnte sind Millionen von Männern und Frauen aus Kolumbien geflohen. Oft waren sie direkt vom Krieg betroffen und auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Die politische und soziale Sichtbarkeit der kolumbianischen Diaspora im Ausland und in Kolumbien selbst bleibt allerdings gering. Einzig die wirtschaftlichen und finanziellen Einflüsse wurden bis anhin wahrgenommen. Kolumbien ist dabei, eine von Gewalt geprägte Vergangenheit aufzuarbeiten und plant eine friedlichere Zukunft. In diesem Kontext hat sich die kolumbianische Bevölkerung im Ausland neu organisiert, um Teil dieses Prozesses zu sein.

Im Jahr 2014 hat eine Gruppe von Frauen die kolumbianische Kommission für Wahrheit, Erinnerung und Versöhnung von Frauen in der Diaspora in London und Barcelona gegründet (auf Englisch: Truth, Memory and Reconciliation Commission of Colombian Women in the Diaspora, TMRC). Die Gruppe wurde von der Organisation Conciliation Resources unterstützt und trägt zur Heilung von Traumata durch Konflikte und Migration bei. Zudem soll sie die Rolle der Frauen stärken. Sie hat eine innovative neue Methode entwickelt, die «aktive Erinnerung» genannt wird. Dabei wird der Krieg anhand von öffentlichen Zeugenaussagen und Gruppenanalysen dokumentiert. Der Fokus liegt auf der Handlungsfähigkeit der Frau, die weit über eine Opferrolle hinausgeht. Zudem werden die Zeugenaussagen in Form von Ausstellungen, Filmen, Musik, Poesie und Theater wiedergegeben. Gewisse tragen auch zum offiziellen Wahrheits-, Erinnerungs- und Versöhnungsprozess von Kolumbien bei.

Dieser freiwillige Prozess kann bereits folgende Erfolge verzeichnen: Psychosoziale Heilung, Stärkung und Versöhnung von ungefähr 400 Teilnehmenden, eine kritische Analyse von Kategorien zu Wahrheit, Erinnerung und Versöhnung sowie die Identifikation von Gemeinsamkeiten von Frauen in der Diaspora.

Die Kommission hat zudem festgestellt, dass es für die Diaspora schwierig ist, Zugang zu internationalen Förderungsprogrammen zu erhalten, die Friedens- und Menschenrechtsprojekte unterstützen. Daher fordert sie die Gebergemeinschaft dazu auf, ihre Ausschreibungen entsprechend anzupassen.

Die Arbeit der Kommission wird nun auch in Stockholm, Oslo und Brüssel nachgeahmt. Helga Flamtermesky, die Koordinatorin der TMRC, beschreibt das Ziel der Kommission wie folgt: «Die Kommission wandelt Erfahrung in Wissen um und das Wissen in Instrumente, die anderen Frauen weitergegeben werden können. »