Eine Überlebende sexueller Gewalt durch die Boko Haram, die sich beraten ließ und an Workshops in der Gemeinde teilnahm, um die Stigmatisierung von Frauen und Mädchen bei ihrer Rückkehr nach Hause anzugehen / Carol Allen-Storey/International Alert

International Alert ist seit den 1990er Jahren im WPS-Bereich tätig und war direkt an der weltweiten Advocacy-Kampagne «From the Village to the Negotiating Table» (“Vom Dorf an den Verhandlungstisch”) beteiligt, die die Verabschiedung der UNO-Resolution 1325 vor zwanzig Jahren positiv beeinflusste. Am Anfang der Resolution stand eine feministische Bewegung, die sich wiederum auf die über mehrere Jahrzehnte von Friedensorganisationen für Frauen hart erkämpften Erfolge stützte.

Seit 1990 hat International Alert WPS-Projekte unter anderem in Burundi, Liberia, Sierra Leone, der DR Kongo, Pakistan und Afghanistan umgesetzt, und zwar mit grossem Erfolg. Unser Projekt zum sozialen Zusammenhalt im Nordosten von Nigeria unterstützte die familiäre und kommunale Reintegration von Frauen und Mädchen, die mit Boko Haram zu tun gehabt hatten. Dabei gingen wir auf das Stigma und die negative Wahrnehmung ein, die ihnen anhaften. Dank unserer Arbeit in Afghanistan wurde das nötige Umfeld für die Förderung der Partizipation von Frauen an Entscheidungsprozessen sowie für einen besseren Schutz auf Gemeindeebene geschaffen. Unser neues Projekt in Tadschikistan half, die Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen drastisch zu verringern, indem wir gefährdete Frauen und Mädchen dazu befähigten, für sich selbst zu sorgen und nach effektiverem Schutz vor häuslicher Gewalt zu suchen.

Ganz klar trägt die WPS-Agenda massgeblich zur Implementierung der Rechte für Frauen und Mädchen in konfliktbetroffenen Staaten bei. Eine unserer Partnerorganisationen in der DRK sagte dazu: «Die Resolution 1325 ist sowohl unser ‹Schlachtfeldؖ› als auch unser wichtigstes Werkzeug.»

Im Hinblick auf den 20. Jahrestag ist es jedoch an der Zeit, innezuhalten und zu reflektieren. Wurden die Erwartungen und Versprechen der Resolution 1325 erfüllt? Sind Frauen auf bedeutsame Weise im politischen und sozialen Bereich engagiert und an Prozessen der Friedensförderung und des Friedens beteiligt? Werden sie in Entscheidungen, die ihr Leben und ihre Sicherheit direkt betreffen, miteinbezogen? Einige denken, diese Vision sei noch nicht wirksam umgesetzt worden, nicht zuletzt der UNO-Generalsekretär, der sagte, er sehe dort einen starken Kontrast zwischen Worten und Taten, wo auf zuvor gemachte Versprechungen keine konkreten Massnahmen gefolgt seien.

Ohne Frage ist das auch die Schlussfolgerung unserer Forschung mit Praktiker_innen aus der Friedensförderung, die seit über zwei Jahrzehnten im WPS-Bereich arbeiten: Zwischen Worten und Taten liegt eine Kluft. Die Forschungsergebnisse werden bald publiziert. Sie unterstreichen den Nutzen der Agenda und vor allem der Nationalen Aktionspläne als normativen Rahmen für die Förderung von Frauenrechten rund um die vier Stützpfeiler der WPS-Agenda. Die zentralen Herausforderungen bleiben jedoch weiterhin relevant. Dazu gehören insbesondere die anhaltende Verbreitung patriarchalischer Geschlechternormen, die sich häufig in Form verschiedener Widerstände gegen Frauen im Einsatz für das Voranbringen der Frauenrechte und deren Rolle bei der Gewaltprävention äussert; fehlender politischer Wille seitens nationaler Regierungen und globaler ordnungspolitischer Institutionen; unzureichende finanzielle Mittel sowie mangelnde strategische Zusammenarbeit zwischen Landesregierungen und lokalen Frauenorganisationen.

Wenn wir die Vision und die Versprechen der Resolution 1325 umsetzen wollen, müssen wir diese Probleme auf nationaler und internationaler Ebene angehen. Dafür braucht es aktive Partnerschaften zwischen Friedensförderinnen, Regierungen und der internationalen Gemeinschaft. Worte sind, wie der Generalsekretär sich ausdrückt, nicht genug. Zwanzig Jahre nach der Resolution sind Taten längst überfällig.