Ehepaare während eines von Swissaid organisierten Workshops, 2015 / Michael Würtenberg
Swissaid Maria Künzli m.roth@swissaid.ch freiberufliche Redakteurin

Ein Leben ohne Gewalt – für viele indische Ehefrauen ein Wunschtraum. Mit gezielten Aktionen sensibilisiert SWISSAID Jugendliche in der Region Marathwada, damit aus dem Traum für möglichst viele Mädchen und Frauen endlich Realität wird. 

«Indische Mädchen sollen früh verheiratet werden, um sexuelle Verwirrung zu vermeiden.» Dieser Meinung sind laut einer Studie 67 Prozent der indischen Männer in Marathwada in Zentralindien. Und 42 Prozent glauben, dass Gewalt des Ehemannes gegenüber seiner Frau unter bestimmten Umständen gerechtfertigt ist und die Frau es zum Wohl der Familie tolerieren sollte. In Indien ist häusliche Gewalt an der Tagesordnung. Die Opfer erhalten von ihren Familien, von Gemeinden und der Regierung wenig bis gar keine Hilfe. Deshalb unterstützt SWISSAID gemeinsam mit Partnerorganisationen vor Ort Frauen darin, sich ein gewaltfreies Leben aufzubauen. Mit Präventionsmassnahmen sollen Frauen und Männer zudem für das Thema sensibilisiert werden. Sneha Giridhari von SWISSAID Indien war schon an einigen Präventionsmassnahmen beteiligt. Wichtig sei, gerade auch mit jungen Frauen und Männern zu arbeiten, sagt sie.

Gleichaltrige als Vorbilder

Doch wie erreicht man junge Menschen am besten? SWISSAID setzt in über 100 Dörfer der Region Marathwada unter anderem auf sogenannte «Peer Educators» aus bestehenden Jungen- und Mädchengruppen. Aus jeder Gruppe werden einige motivierte und sozial kompetente Jugendliche in Genderfragen geschult. Danach stellen sie sich als Vertrauensperson bei Fragen und Problemen zur Verfügung. An den monatlichen Treffen der Jugendgruppen stellen sie verschiedene Themen zur Diskussion. Zum Beispiel: Was ist männlich? Was ist weiblich? Was bedeutet Gewalt für das Opfer? Was für den Täter? Welche Folgen hat eine Kinderheirat für die Betroffenen? Mit Liedern, Diskussionen, Plakaten und Rollenspielen werden die Themen spielerisch aufgearbeitet.

«Das ist der Nährboden, auf dem neue Denkmuster wachsen können»

Neben den monatlichen Treffen gibt es zudem die Möglichkeit, sich in Einzel- oder Paargesprächen beraten zu lassen. Junge Ehepaare können in Kursen lernen, wie sie Gewalt vermeiden können. Sneha Giridhari ist überzeugt: «Durch diese Art der Sensibilisierung können wir das Bewusstsein für diese Themen erhöhen. Und das ist der Nährboden, auf dem neue Denkmuster wachsen können.» Neue Denkmuster zum Beispiel, in denen eine Kinderheirat keinen Platz mehr hat. Denn Kinderheirat und häusliche Gewalt stehen in engem Zusammenhang, wie Studien zeigen: Je jünger die Frauen sind, desto häufiger werden sie Opfer häuslicher Gewalt.

Der Wandel ist das Ziel

Bei den Jungen muss man anfangen – bei den Alten aufhören. SWISSAID unterstützt deshalb Massnahmen, die im besten Fall einen gesamtgesellschaftlichen Wandel anstossen.  Mit öffentlichen Aktionen wie Kundgebungen, Videoclips oder Plakataktionen sollen Botschaften zur Gleichberechtigung der Geschlechter möglichst breit gestreut werden.

Swissaid Maria Künzli m.roth@swissaid.ch freiberufliche Redakteurin