Friedenskreise mit malischen Frauen in den Flüchtlingslagern von Burkina Faso im Jahr 2018. Bild: Wildaf-Mali
Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) Mariam Sylla mariam.sylla@eda.admin.ch Programmbeauftragte für Frieden und Sicherheit des Schweizer Kooperationsbüro in Mali WILDAF-Mali Frau Bouaré Bintou Founé Samaké bfsamake2000@yahoo.fr Präsidentin von WILDAF-Mali

Von 1990 bis 2000 war die Welt von Krisen geprägt, die Männer und Frauen unterschiedlich betrafen. Frauen und Jugendliche waren die Hauptopfer. Viele Frauen wurden vergewaltigt, junge Menschen getötet oder zum Kampf rekrutiert – Familien wurden zerstört. Die spezifischen Bedürfnisse der Frauen wurden nicht berücksichtigt und sie waren nicht in Friedensprozesse eingebunden. Dieser Zustand war nicht nachhaltig. Dank der internationalen Zivilgesellschaft, der Menschenrechtsorganisationen und des Drucks unterschiedlichster Lobbys verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am 30. Oktober 2000 die Resolution 1325 über Frauen, Frieden und Sicherheit – die erste ihrer Art. Die Resolution anerkennt die schädlichen Auswirkungen von Konflikten auf Mädchen und Frauen und ihre Bedeutung in der Konfliktprävention sowie bei der Suche nach Konfliktlösung. Sie stützt sich auf vier Hauptpfeiler: Partizipation, Schutz, Prävention und Erholung nach Konflikten.

Die Resolution 1325 ist ein grundlegendes Dokument der Schweizer Politik im Hinblick auf die Geschlechterdimension in der Friedensförderung. Insbesondere fordert die Resolution, dass Frauen und die Geschlechterdimension auf allen Ebenen der Friedensprozesse miteinbezogen werden und dass Frauen und Mädchen in Situationen bewaffneter Konflikte besser geschützt sind. Der Bundesrat richtet seine Friedens- und Sicherheitspolitik an dieser Resolution aus und stellt sicher, dass Frauen besser in die von ihm unterstützten Friedensprozesse einbezogen werden. Auf diese Weise trägt die Schweiz, sowohl auf operativer Ebene, als auch bei der Festlegung von Richtlinien zur Umsetzung der Resolution 1325 bei. Sie unterstützt Projekte und Organisationen im Ausland, die darauf abzielen, den Schutz von Frauen und Mädchen in Konflikten zu verbessern und sicherzustellen, dass Frauen besser in Friedensprozesse eingebunden werden.

Nach der Unterzeichnung des Friedensabkommen 2015 in Mali, folgte eine Erosion des sozialen Gefüges. In diesem Rahmen finanzierte die Schweiz ein Dialogprojekt mit der NGO WILDAF-Mali. Das Projekt hat zum Ziel, Frauen und Mädchen aus verschiedenen Gemeinschaften, ohne Angst und Vorurteile in Bezug auf Ethnizität, Kultur oder Religion zusammenzubringen. Während des gesamten malischen Friedensprozesses bis zu seiner Umsetzung, war die Einbeziehung von Frauen keine Priorität. Dies trotz der Mobilisierung von Frauenorganisationen, der technischen und/oder finanziellen Unterstützung durch Partner sowie der nationalen und internationalen Rahmenbedingungen, denen sich Mali angeschlossen hat. Erst dank diesem Projekt mobilisierten sich Frauen in einer Dynamik von Friedensstiftenden auf lokaler und nationaler Ebene.

Darüber hinaus haben mehrere Untersuchungen gezeigt, dass nicht nur die Einbeziehung von Frauen und Jugendlichen für die Schaffung eines dauerhaften Friedens von wesentlicher Bedeutung ist, sondern auch, dass Staaten besonders anfällig für Konflikte sind, wenn gewisse Menschen über keine Macht verfügen oder von der Politik ausgeschlossen sind – insbesondere Frauen und Jugendliche. Das Streben nach Gleichberechtigung ist ein wesentliches Element, um das Vertrauen zwischen Staat und Gemeinschaften wiederherzustellen und einen dauerhaften Frieden zu schaffen. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die gesamte Bevölkerung in den Genuss des Friedens kommt, wenn mehr als die Hälfte ausgeschlossen wird und ihre Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden. Frauen bilden eine soziologische Grundlage in jeder Gesellschaft, auf welcher Friedens- und Sicherheitsprozesse basieren. Sie fungieren als Beraterinnen für ihre Kinder, Familie und Ehemänner und damit für ihre Gemeinschaft.

Das Projekt mit dem Titel «Circles of Peace» ist Teil der Empfehlungen der höchsten Behörden Malis und bietet Raum für Dialog und einen integrativen Austausch zwischen malischen Frauen. Es erfüllte ein echtes Bedürfnis, weil es auf die Anliegen der Resolution 1325 in der Mali-Krise reagiert hat. Die Resolution “Frauen, Frieden und Sicherheit” steht für die uneingeschränkte Teilnahme von Frauen an Friedensprozessen und die Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse in Bezug auf Schutz, Prävention und Erholung nach Konflikten.

Auch 2019 finanzierte die Schweiz, mitten in der Umsetzung des Friedensabkommens, eine Aktivität mit jungen Menschen und Frauen ­– die Schlüsselpersonen in Konflikten – über Wildaf-Mali von «Circles of Peace». Aus den früheren Aktivitäten mit Frauen und Jugendlichen ging die Notwendigkeit hervor, die Grundlagen für einen echten sozialen Zusammenhalt an der Basis der malischen Gesellschaft und auf allen weiteren Ebenen zu schaffen. Deshalb hatte die Schweiz beschlossen, ab 2019 wieder ein Programm umzusetzen. Ziel dieses neuen Programms ist es, diese Errungenschaft des integrativen Dialogs in grösserem Umfang zu verwirklichen und mehr Frauen, Jugendliche, Flüchtlinge, Vertriebene und insbesondere die Konfliktparteien zu integrieren, um das Vertrauen in einen dauerhaften Frieden in Mali wiederherzustellen. Nachhaltiger Frieden erfordert eine harmonische Partnerschaft zwischen Frauen und Männern. Daher ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass sich die Männer bewusst sind, dass die Chancengleichheit für Frauen keine Bedrohung für Frieden und Stabilität darstellt, sondern ein Schlüsselelement ist.

Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) Mariam Sylla mariam.sylla@eda.admin.ch Programmbeauftragte für Frieden und Sicherheit des Schweizer Kooperationsbüro in Mali WILDAF-Mali Frau Bouaré Bintou Founé Samaké bfsamake2000@yahoo.fr Präsidentin von WILDAF-Mali