LGBTQ Kundegebung in Wheeling (West Virginia, USA). Fot: Rosemary Ketchum.

Eines der Hauptziele der Resolution 1325 ist Frauen und Mädchen vor sexualisierter Gewalt in Kriegsgebieten zu schützen und sexualisierte Gewalt als Kriegsverbrechen zu ächten. Die Resolution ist damit auch eine Basis für die Strafverfolgung von sexualisierter Gewalt in Kriegen, zum Beispiel durch den Internationalen Strafgerichtshof im Falle des Jugoslawienkrieges.

Doch die Fokussierung auf Frauen und Mädchen stört einige Forschende, wie beispielsweise Jamie Hagen. Sie arbeitet zu Kriegserfahrungen von LGBTQ Personen an der London School of Economics. Durch die Verwendung der Begriffe Frau und Mädchen werden andere Menschen ausgeschlossen und zudem entsteht ein binäres Verständnis der Geschlechter (Aufteilung in Mann oder Frau). Wie eingangs erwähnt, hat die Resolution dazu beigetragen, dass sexualisierter Gewalt wie Vergewaltigung als ein Kriegsinstrument und als Kriegsverbrechen aufgefasst und geächtet werden. Jamie Hagen betont in einem Artikel jedoch, dass diese sexualisierte Gewalt auch LGBTQ Personen erfahren. Gerade diese Menschen sind besonders gefährdet in kriegerischen Auseinandersetzungen Opfer sexualisierter Gewalt zu werden, da sie schon in Friedenszeiten stark an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. So ist es wichtig, ist Hagen überzeugt, sich zuerst zu fragen, wer in Kriegen Opfer sexueller Gewalt werden kann.  Bei der Beantwortung dieser Frage sind die Antworten, die die Resolution gibt, für Hagen zu eng gefasst. Man muss auch die Erfahrungen von LGBTQ Menschen miteinbeziehen und anerkennen, dass auch sie Opfer sexualisierter genderbasierter Gewalt werden. Dieser Tatsache wird von den UN Organisationen und NGOs bislang zu wenig Beachtung geschenkt. Es gibt bisher nur einen Bericht, der sexualisierte Gewalt an LGBTQ Menschen in einem kriegerisch geprägten Umfeld dokumentiert hat. Dieser ist aus dem Jahr 2014 und beschreibt Fälle aus dem Irak. So wurden Männer beispielsweise mit der Begründung vergewaltigt, sie seien nicht «männlich» genug. Deshalb fordert Hagen, dass die verwendeten Opferbegriffe ausgeweitet werden. Bisher wurde in UN Dokumenten, welche auf der Resolution 1325 aufbauen, die Begriffe Frau und Gender fast gleichbedeutend genutzt. Hagen schlägt daher vor, dass man den Begriff Gender genau und alle einschliessend definiert und so LGBTQ Personen in die Resolution 1325 miteinbezieht. Ihnen soll auch in der Praxis mehr Gewicht gegeben werden, sodass die Sicherheitsanliegen aller Menschen respektiert werden.

Es könnte jedoch argumentiert werden, dass die Fälle sexualisierter Gewalt gegen LGBTQ Personen, sehr schwierig zu erfassen seien, da es sehr wenige seien und die Betroffenen aus Angst nicht darüber sprächen. Doch erstens kann diese Behauptung nicht bekräftigt werden, da bisher diesen Fällen praktisch keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde und zweitens sollte Hilfeleistung nicht nur denen Opfern erbracht werden, die in der Mehrheit sind.

Es ist daher an der Zeit den Genderbegriff in der Resolution 1325 und den darauf aufbauenden Resolutionen genau zu definieren und jede_n darin einzuschliessen. So kann sichergestellt werden, dass alle Leiden anerkannt und alle Betroffenen in Friedensprozesse miteinbezogen werden.