Titelseite der Basisstudie «Elsie-Initiative für Frauen in Friedensoperationen»

Die Vereinten Nationen haben sich zum Ziel gesetzt, dass Frauen bis 2020 20 % der Polizeibeiträge und 15 % der militärischen Beiträge von Friedenseinsätzen ausmachen sollen. Im Jahr 2017 blieb der Anteil der weiblichen Polizei- und militärischen Friedenstruppen jedoch deutlich unter den Zielvorgaben und bewegte sich zwischen 2% und 4% für Militärpersonal und zwischen 6% und 10% für Polizeipersonal. Im November dieses Jahres startete der kanadische Premierminister Justin Trudeau die Elsie-Initiative, ein ehrgeiziges, fünfjähriges internationales Projekt, das dazu beitragen soll, die Hindernisse für eine stärkere, sinnvolle Beteiligung von Frauen an Friedensoperationen zu überwinden. Gegenwärtig fehlt es an soliden und allgemein verbreiteten Kenntnissen darüber, was die Barrieren ausmacht. Die UNO und ihre Mitgliedstaaten basieren sich aktuell weitgehend auf anekdotische Beweise oder Einzelbeispiele bei der Entscheidungsfindung und politischen Entwicklung im Hinblick auf die Beteiligung von Frauen an Friedensprozessen.

DCAF entwickelt und erprobt mit finanzieller Unterstützung von «Global Affairs Canada» und dem norwegischen Aussenministerium im Rahmen der Elsie-Initiative eine Methode um die Barrieren zu bewerten. Ziel ist es, innovative Massnahmen zu entwickeln, um einen Wandel einzuleiten. Eine erste Basisstudie von DCAF aus dem Jahr 2018 identifizierte 14 Hindernisse für die Beteiligung von Frauen an Friedenseinsätzen. Diese wurden bei weiteren Forschungsarbeiten zu den folgenden zehn Barrieren zusammengefasst; geeigneter Auswahlpool, Einsatzauswahl, Einsatzbedingungen, Einsatzkriterien, Haushaltsbeschränkungen, Top-down-Führung, unzureichende Unterbringung und Ausrüstung, negative Erfahrungen, Hindernisse bei der Umschichtung, Vorurteile und soziale Ausgrenzung. Die Methode zur Bewertung der Barrieren, die DCAF in Zusammenarbeit mit der Cornell University entwickelt, bietet einen systematischen und umfassenden Rahmen. Er hilft Forschenden in den Truppen- und Polizeibeitragsländern die wichtigsten Barrieren in nationalen Institutionen zu identifizieren.

Die Bewertung der Barrieren ermöglicht den Beitragsländern umsetzbare Empfehlungen zur Überwindung dieser Hindernisse umzusetzen, die Vertretung uniformierter Frauen in UN-Einsätzen zu erhöhen und ihre Wirkung zu maximieren. Nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2020 erhalten alle Forschungseinrichtungen und Sicherheitsinstitutionen Zugang zur Methode. Dadurch kann jedes Land, das seine Politik oder Praxis ändern möchte, um die Beteiligung von Frauen an Friedensoperationen zu erhöhen, sie frei nutzen.

DCAF erprobt zudem zusammen mit der Cornell University – welche die Qualität und statistische Signifikanz der Forschung überwacht – und nationalen Partnern – die für die Datenerhebung verantwortlich sind – die Methodik von acht Ländern, die in Bezug auf Gendergleichstellung in Militär- und Polizeidiensten besonders fortschrittlich gelten. Ein entsprechender Bericht mit spezifischen Länderkapiteln wird 2020 veröffentlicht.

Die Methode zu Bewertung der Barrieren ist auch für den im März 2019 eingerichteten Elsie-Initiative-Fonds von Bedeutung. Der Multi Donor Trust Fund wird den Beitragsländern sowie den UN-Organisationen flexible Mittel zur Verfügung stellen, um evidenzbasierte Aktivitäten zu unterstützen, welche Fortschritte bei der Erreichung der UN-Ziele für die sinnvolle Beteiligung uniformierter Frauen an Friedensoperationen bewirken. Institute, die Zugang zum Fonds wünschen, müssen sich zunächst einer Bewertung auf der Grundlage der Methode zur Bewertung der Barrieren unterziehen.