Demonstrationen in Port-au-Prince, Februar 2019. Foto: Hector Retamal (AFP)

Der Sturz von Duvalier 1986 und die Annahme der Verfassung von 1987 markierten den Beginn einer neuen politischen Ära in Haiti: der Demokratie. Allerdings hapert das Unterfangen, denn die Verfassung übernimmt zwar die Schlüsselbegriffe einer Demokratie, doch Korruption und eine mangelnde Berücksichtigung der Bedürfnisse der Bevölkerung behindern deren Umsetzung. Es ist daher nicht übertrieben zu sagen, dass der 1986 begonnene Übergang zu soliden demokratischen Institutionen in Haiti noch immer nicht gelungen ist.

Das Land befindet sich in einer instabilen politischen Situation, die durch einen beispiellosen sozialen und wirtschaftlichen Zusammenbruch gekennzeichnet ist. Die Verzögerung der Demokratisierung ist ein ernsthaftes Hindernis für die wirtschaftliche, soziale und menschliche Entwicklung.

Die Vereinten Nationen stellen in ihrer Beschreibung des Entwicklungsziels 16 fest: “Rechtsstaatlichkeit und Entwicklung sind eng miteinander verbunden und verstärken sich gegenseitig, so dass sie für eine nachhaltige Entwicklung auf nationaler und internationaler Ebene unerlässlich sind. »

Das Engagement des « Centre de Recherche et de Formation Économique et Sociale pour le Développement » (CRESFED) verfolgt diese Idee. Die 1986 gegründete haitianische Organisation, arbeitet daran, zur Transformation einer gerechten, integrativen und partizipativen Gesellschaft in einem demokratischen Rechtsstaat beizutragen.

Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet CRESFED mit Eirene Schweiz – einer Organisation, die sich für die Förderung von Frieden und Menschenrechten einsetzt –zusammen. Gemeinsam haben die Organisationen ein Bürgerprojekt für junge Menschen im Süden Haitis ins Leben gerufen.

Das Projekt will das Bürgerbewusstsein junger Menschen im Alter von 18 bis 28 Jahren schärfen und sie ermutigen, sich für die öffentlichen Angelegenheiten ihrer Gemeinde zu engagieren. Als Freiwillige von Eirene Suisse bei CRESFED beteilige ich mich an der Umsetzung dieses Projekts, indem ich meine Kommunikations- und Advocacy-Fähigkeiten sowie Instrumente zur Mobilisierung von Bürger_innen für einen nachhaltigen Wandel, zur Verfügung stelle.

Diese Initiative ist Teil eines Bottom-up-Entwicklungsansatzes, der sich darauf konzentriert, die Begünstigten in die Suche nach Lösungen miteinzubeziehen. Dadurch entstehen Lösungen, die ihr praktisches Umfeld und den Schutz ihrer Rechte in Betracht ziehen.

Die Aktivitäten von CRESFED richten sich auch an lokale Behörden, mit denen sie zusammenarbeitet. Deren Einbezug ist Teil eines Ansatzes zur Stärkung des Dezentralisierungsprozesses, um eine robustere lokale Regierung zu gewährleisten.

Dies ist entscheidend für die Erreichung des Ziels 16, wie CRESFED in seinem Entwicklungsplan festhält:  “die Verbesserung der lokalen Fähigkeiten, die zu einer selbsttragenden Entwicklung führen können, fördern eine Verbesserung der Lebensbedingungen und das Lebensumfeld der gesamten Gemeinschaft (….) durch eine effektive und gerechte lokale Regierungspolitik.”