Grüne Schule Myanmar. Foto: Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

Die zunehmenden Wetterextreme infolge des Klimawandels verursachen weltweit unvorstellbare Schäden. In Myanmar, einem der von Naturkatastrophen am häufigsten und stärksten betroffenen Länder, sterben tausende Menschen an den Folgen der Unwetter durch Seuchen und Hunger. Nebst der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, insbesondere der grassierenden Entwaldung, kämpft das Land gegen unsachgerechte Abfallentsorgung. Infolge langjähriger politischer und wirtschaftlicher Isolation des Landes, hat die zunehmende Verarmung die Gesellschaft sozial und ethnisch zersplittert. Auch in dieser Region verfolgt die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mit ihren Projekten die Verwirklichung der SDG 2030. Vor Ort fördert sie tragfähige Lebensgrundlagen und unterstützt entwurzelte Bevölkerungsgruppen. Ihr Fokus liegt auf zukünftigen Generationen, Gerechtigkeit, solidarischer Verantwortung und ist als Prävention gegen strukturelle Gewalt zu verstehen.

Mit der Einführung des positiven Friedenskonzepts des norwegischen Friedensforschers Johan Galtung wird deutlich, dass nachhaltige Entwicklung ein notwendiger Bestandteil der Friedensbildung ist. Der positive Friedensbegriff umfasst zudem mehr als Analyse komplexer Ursachengefüge und Wechselwirkungen. Frieden erhält erst durch handlungsanleitende Relevanz tieferen Sinn, und so umfassendere Bedeutung, wenn Handlungen durch gut funktionierende Zusammenarbeit motivierter Akteure – gesellschafts- wie auch generationenübergreifend, zur Wirkung kommen. Eine wesentliche Grundvoraussetzung ist Frühsensibilisierung und -förderung von Kindern und Jugendlichen. Eine nachhaltige Gesellschaft schliesst in ihrem Denken folglich mehrere Generationen ein und kann nur im Rahmen der ökologischen Grenzen existieren, weswegen diese beiden Faktoren für unsere Arbeit als Basis für nachhaltige Entwicklung gelten.

Kommen wir auf Myanmar zurück. In den Regionen Irrawaddy, Mandalay, Magway, Shan und Kayah setzt die Stiftung mit drei Klosterschulen, zahlreichen Schüler_innen, Lehrkräften und angrenzenden Gemeinschaften Umweltschutzmassnahmen um. Umwelt- und Ernährungsbildung gilt als fester Bestandteil des kinderzentrierten Unterrichts. Schüler_innen übernehmen in Arbeitsgruppen selbstständig die Verantwortung für die Ausführung umweltbezogener Aufgaben. Kinder, Lehrpersonen und ganze Gemeinden bilden eine Lern- und Lehrgemeinschaft. Gesundheitsthemen, Pflanzen- und Heilkunden gehören ebenso zum Programm wie achtsamer Umgang mit natürlichen Ressourcen und sachgerechter Entsorgung von Abfällen.  Ein Handbuch zur kinderzentrierten Umweltbildung wird in Zusammenarbeit mit dem Umweltschutzdepartement und der Forstwirtschaft der Regierung Myanmars entwickelt. Langfristig wird eine Anerkennung des Handbuchs dieses Clean & Green-Modells durch das Bildungsministerium angestrebt und die daraus resultierende Multiplikation des Konzeptes an öffentlichen Schulen landesweit.

Fern von Myanmar legen Kinder und Jugendliche im Kinderdorf in Trogen kultur- und nationenübergreifend den Grundstein für Frieden durch geteilte Kinderrechte. Interkulturelles und nachhaltiges Verständnis werden gelebt und als Selbstverständlichkeiten in Alltaghandlungen verankert. Über das Dorf hinaus geht das Bewusstsein für friedliches Zusammenleben. Denn die Welt ist durch Globalisierung längst zum Dorf geschrumpft. Dass “wir alle gleich sind “, garantiert keinen Frieden. Die Stiftung bezieht ihre Partnerländer in Strategieprozessen ein, um als “One Organization” trans- und interinstitutionell wie auch transnational Rahmenbedingungen für eine faire soziale, ökologische wie auch wirtschaftliche Entwicklung an den jeweiligen Handlungsorten zu schaffen. Umwelt- und Friedensbildungsansätze sollen in Regelstrukturen multipliziert werden. Am Aushandlungsort und gesellschaftlichen Geschehen werden Kinder als zukünftige Bürger_innen ermutigt, Botschafter_innen für eine grüne Welt – lokal wie global – zu wirken. Inklusive Bildung mit Umweltbewusstsein auf allen Ebenen stellt für die Stiftung eine der erfolgsversprechenden langfristigen und stabilisierenden Massnahmen für Frieden und Nachhaltigkeit dar.