Melden Opfer von Gewalt die Vorfälle den zuständigen Behörden? Zu diesem (16.3.1) und weiteren Indikatoren liegen nur aus vereinzelten Ländern Daten vor. Screenshot der SDG Daten Initiative

Das SDG 16 will mehr sein als bloss politischer Wegweiser. Die Agenda 2030 hat den Anspruch, die Ziele innerhalb von 15 Jahren umzusetzen. Dies setzt voraus, dass sich die Implementierung genau messen lässt.

Das Entwicklungsziel 16 zählt in seinem integrierten Ansatz 16+ insgesamt 54 Indikatoren. Da die SDGs Universalität beanspruchen, will man das Erreichen der Entwicklungsziele auch auf globaler Ebene verfolgen können. Dafür braucht man internationale Standards, die vorgeben, wie Daten erhoben und die Indikatoren gemessen werden sollen. Aus dem aktuellen Zwischenbericht des Institute for Economics & Peace (IEP) wird ersichtlich, dass es bei dieser Harmonisierung hapert:

– Zu zehn von 54 Indikatoren des Ziels 16+ werden momentan in gar keinem Land Daten erhoben.

– Bei weiteren zehn Indikatoren hat die Suche nach Methodologie und international gültigen Standards erst gerade begonnen.

– Zu weniger als der Hälfte der 54 Indikatoren gibt es von Seiten der verantwortlichen UNO-Organe offizielle Datenquellen und eine harmonisierte Methodologie.

– Auch für jene Indikatoren, für die offizielle Daten vorhanden sind, liegen sie oft nur zu vereinzelten Ländern vor.

– Zur Messung der anderen Indikatoren müssen auf sogenannte «Proxy»-Daten – oft von privaten Anbietern oder NGOs – zurückgegriffen werden. Diese sind jedoch in ihrer Definition meist nicht identisch mit den SDG16 Indikatoren und nicht für alle Länder verfügbar.

Die Datenerfassung fällt zudem fragilen und von Konflikten betroffenen Ländern besonders schwer. Dies führt zu dem Paradox, dass das Erreichen des Ziels 16 in den Ländern am wenigsten messbar ist, die auf seine erfolgreiche Umsetzung am meisten angewiesen wären. Für Claire Melamed, CEO von «Global Partnership for Sustainable Development Data», ist das Fehlen von Daten aus gewissen Regionen der Welt eine globale Ungerechtigkeit, die internationale Akteure zur Unterstützung verpflichtet: «Wenn jedes Leben zählt, sollten wir jedes Leben zählen.»

Solche Messungen kosten viel Zeit und Geld. Umso wichtiger ist es, dass sich der Aufwand auch lohnt. Tatsächlich ist die Fokussierung der SDGs auf möglichst quantitativ messbare Indikatoren umstritten. Adedayo Bolaji-Adio schreibt beispielsweise in einem Diskussionspapier, dass die Indikatoren von Ziel 16 nur begrenzt zu mehr Informationen und Fortschritt führen: «Die internationale Gemeinschaft kann keine überzeugenden Argumente für Staatsführung, Frieden und Sicherheit vorbringen, wenn sie sich in erster Linie auf statistische Indikatoren stützt.» Ziele wie Gerechtigkeit oder gute Staatsführung werden stets normativ definiert und sind in ihrer Umsetzung und Messung somit hoch politisch. Kontext ist entscheidend, doch dieser kann in international harmonisierten Datenerhebungen nicht berücksichtigt werden.

Die definierten Indikatoren können zweifellos helfen, einen Überblick über bereits Erreichtes zu schaffen sowie aufzuzeigen, wo noch besondere Anstrengungen nötig sind. Wegen der politischen Natur von Ziel 16+ scheint die Fokussierung auf quantitative Daten jedoch problematisch. Ergänzend sollten qualitative Analysen in jedem Land und für jedes Unterziel durchgeführt werden, um dem jeweiligen Kontext Rechnung zu tragen.