Kleine Ausstellung zum Thema „Agenda 2030 und Rolle der Bibliotheken“ im Eingangsbereich zur Bibliothek. Foto: Mission 21
Mission 21 Claudia Wirthlin claudia.wirthlin@mission-21.org Historikerin und Bibliothekarin und Leiterin der Fachbibliothek Mission 21

Soll die Umsetzung der UN-Agenda 2030 Erfolg haben, müssen sich Menschen überall auf der Welt ungehinderten Zugang zu Wissen und Informationen beschaffen können. Bibliotheken weltweit spielen dabei eine Schlüsselrolle. Die Fachbibliothek von Mission 21 hat sich Ziel 16 auf die Fahnen geschrieben.

Zielvorgabe 16.10

Der Dachverband der Bibliotheken IFLA (International Federation of Library Associations) mit über zwei Millionen Mitgliedern konnte bei den vorbereitenden Verhandlungen zur Agenda 2030 ein wichtiges Anliegen in Zielvorgabe 16.10 verankern: „Den öffentlichen Zugang zu Informationen gewährleisten und die Grundfreiheiten schützen […]“.

Bibliotheken vermitteln Wissen und tiefgehende Einsichten in komplexe Zusammenhänge und tragen somit zu einem guten Leben der Einzelnen und einer friedlichen Gesellschaft bei. Sie stellen Informationstechnologie für alle bereit, helfen den Menschen durch geschultes Personal, die erhaltenen Informationen gewinnbringend zu nutzen und bilden weltweit ein vertrauenswürdiges Netzwerk von lokalen Zweigstellen in Stadt und Land. Wie kaum eine andere Institution erreichen sie alle Bevölkerungsschichten und schliessen niemanden aus.

Bücher für Südsudan

Südsudan bildet in unserer kleinen Fachbibliothek einen thematischen Schwerpunkt. In letzter Zeit sind auffallend viele neue Publikationen zum jüngsten Staat der Erde erschienen. Im Juni 2018 zeige ich sie Peter Gai Lual Marrow, dem Vorsitzenden des südsudanesischen Kirchenbundes (Partnerkirche von Mission 21) und einem der Architekten des Aktionsplanes für den Frieden im Südsudan. Wir kommen ins Gespräch: über die Wichtigkeit von Bildung für die Gestaltung der Zukunft des Landes und über den Zugang zu guter Studienliteratur. Zum Beispiel für Studierende am Nile Theological College NTC in Juba, das Führungskräfte für die südsudanesischen Kirchen und Lehrkräfte ausbildet. Auf den künftigen Garantinnen und Garanten eines nachhaltigen Friedens im Land lastet eine grosse Verantwortung. Peter Gai meint, es sei enorm wichtig, dass sie sich gründlich mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen könnten. Für den neuen Kurs im Bereich Sozialethik etwa, der die Probleme des Landes thematisiere und Lösungs- und Handlungsstrategien vermittle, brauche es entsprechende Studienliteratur in gut aufgestellten Bibliotheken.

Vor Ort sieht die Realität leider anders aus: Immerhin konnte die 2013 durch den Bürgerkrieg zerstörte Seminarbibliothek in Malakal 2016 in Juba wiederaufgebaut werden.

Im Flüchtlingslager Kakuma in Kenia haben die südsudanesischen Studierenden am „Giffen Institute“ ähnliche Probleme: Gute Bücher sind Mangelware, und von einem stabilen Internetzugang können sie nur träumen.

Ein klein wenig Abhilfe konnten wir im konkreten Fall dadurch schaffen, dass wir für beide Seminarbibliotheken die von Peter Gai ausgewählten Bücher hier in Basel erwarben und anschliessend durch Mittelspersonen an ihre Bestimmungsorte bringen liessen.

Ein Tropfen auf den heissen Stein? Ja, sicher, aber es gilt auch: steter (friedlicher)Tropfen höhlt den Stein (des Anstosses)!

Mission 21 Claudia Wirthlin claudia.wirthlin@mission-21.org Historikerin und Bibliothekarin und Leiterin der Fachbibliothek Mission 21