N° 146
Juli 2016

Seit der Krise 2012/2013 gilt Mali als weiterer Beleg dafür, dass schwache Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft eine wesentliche Ursache staatlicher Fragilität sind und sowohl die Wirksamkeit entwicklungspolitischer Programme behindern, als auch das Risiko gewaltsamer gesellschaftspolitischer Konflikte erhöhen. Aufbauend auf diese Erfahrung ist die Förderung konstruktiver Staat-Gesellschaft-Beziehungen in Regionen politischer Fragilität zu einem weiteren Schwerpunkt entwicklungspolitischer Arbeit geworden.

Das gilt auch für das Engagement der FriEnt Mitgliedsorganisationen in Mali. Im März 2015 begann FriEnt daher mit einem Mali-Rundtisch einen längerfristigen Reflexionsprozess über die Umsetzungsoptionen in diesem Kontext. Im Mittelpunkt der ersten Veranstaltung, zu der auch sechs malische Vertreter lokaler Partnerorganisationen eingeladen waren, stand die Frage, welche Beziehungen zwischen welchen Institutionen und Akteuren auf staatlicher und gesellschaftlicher Seite konkrete Fortschritte der gesellschaftlichen Verankerung staatlicher Institutionen bewirken könnten. Die malischen Teilnehmer rückten dabei die Bedeutung religiöser und traditioneller Autoritäten ins Zentrum der Diskussion. Zwischen diesen alten Strukturen und den moderneren nationalen wie dezentralen staatlichen Institutionen, seien die Beziehungen sehr schwach. Positive Veränderungen, die traditionellen Autoritäten und religiösen Institutionen gegenüber staatlichen Stellen eine Stimme und Mitwirkungsmöglichkeiten ermöglichten, so der Tenor der malischen Teilnehmer, könnten die Erfolgsaussichten für den Friedens- und Versöhnungsprozess deutlich steigern.

Nachfolgend auf diese Diskussionen lud FriEnt im Juni 2016 zu einem Austausch von Erfahrungen und Einschätzungen über die Rolle religiöser Akteure bei der Umsetzung des Friedensabkommens ein. Die Diskussionsrunde war sich darin einig, dass das Verhalten der religiösen Gruppierungen grossen, allerdings auch sehr ambivalenten Einfluss auf die friedenspolitische Perspektive haben wird. Die Frage, welche Möglichkeiten bestehen, von aussen Impulse zu setzen, um die konstruktiven Potenziale dieser Akteure zu stärken, ohne damit gleichzeitig die Legitimität des Staates zu schwächen, bleibt jedoch umstritten.