N° 148
November 2016
In Somalia lernen sich Jugendliche zweier Klane kennen, 2015. Interpeace
Interpeace Alexandre Munafò munafo@interpeace.org Head of Global Engagement

Die Bekämpfung von gewalttätigem Extremismus ist ein zentrales Anliegen der internationalen Gemeinschaft. Bisher wurde dieses Phänomen mittels erhöhter Sicherheitsmassnahmen angegangen, woraus meist eine militärische Intervention zur Bekämpfung bewaffneter Gruppen resultierte. Allerdings zeigt diese kostspielige Methode keinen Erfolg, da sie Spannungen oft eher steigert als abbaut. Interpeace hat durch seine Erfahrungen in 23 Konfliktzonen weltweit festgestellt, dass zwei Elemente mehr Eingang in Strategien zur Bekämpfung von gewalttätigem Extremismus finden sollten:

Erstens müssen internationale Akteure Gewalt aus einer lokalen Perspektive betrachten. Von 2005 bis 2011 bekämpfte die internationale Gemeinschaft somalische Piraten, indem sie die Sicherheit auf den Schiffen durch erhebliche Geldmittel erhöhte. Interpeace bemerkte, dass die Piraten ein Informationsmonopol innehatten und sich selbst als Freiheitskämpfer gegen den westlichen Imperialismus darstellten. Die Organisation baute mobile audiovisuelle Einheiten auf und zeigte Bildmaterial anderer Gemeinschaften, die den Widerspruch zwischen Piraterie und somalischen sowie muslimischen Werten erläuterten. Nach den Aufführungen wehrten sich auch lokale Gemeinschaften gegen die Piraten. Das Verständnis lokaler Perspektiven auf Gewalt ist der Schlüssel zur richtigen Strategie und verhindert, dass die Diskurse gewalttätiger Gruppen weiter gestärkt werden.

Zweitens müssen lokal vorhandene Fähigkeiten zur Resilienz miteinbezogen werden. Die Erfahrung von Interpeace zeigt, dass Menschen auch unter schwierigsten Bedingungen Strategien zur Bewältigung von Konflikten und zum Frieden entwickeln. In Libyen zum Beispiel ist der relativ friedvolle Zustand des Landes angesichts der Umstände, denen die LibyerInnen gegenüberstehen, doch überraschend. Interpeace hat stabile Gemeinschaften untersucht und daraus eine Zusammenstellung gemeinsamer Faktoren der Resilienz erarbeitet. Gemeinschaften mit einer starken Führung, gemeinschaftlichem Zusammenhalt, einer positiven und inklusiven Identitätsbildung und dem Willen, von anderen Gemeinschaften zu lernen, tendieren eher zum Frieden. Wenn internationale Strategien darauf abzielen, solche Inseln der Stabilität auszubauen, sollten diese Stärken als Basis genutzt werden.

Interpeace Alexandre Munafò munafo@interpeace.org Head of Global Engagement