N° 148
November 2016
„Lass uns die Vielfalt feiern". Bunte Strassenaktion für interreligiöse Toleranz in der Grossstadt Bandung, West Java. Jakatarub/Mission 21

Die meisten IndonesierInnen sind gläubige Menschen. Trotz der rechtlichen Garantie auf Religionsfreiheit wird die Religion von Politikern und radikalen Gruppen zu Machtzwecken missbraucht. Radikale islamistische Gruppen propagieren ein exklusives Religionsverständnis und die Anwendung von Gewalt, um in Indonesien auf Kosten von Andersgläubigen und Andersdenkenden die Bildung eines islamischen Staates mit islamischer Gesetzgebung durchzusetzen. Islamische Minderheiten (Ahmadiyya und Schiiten) werden verfolgt und vertrieben, langjährige Kirchen müssen schliessen und Atheisten werden eingesperrt. Evangelikale Gruppen, die Muslime bekehren wollen, verstärken das gegenseitige Misstrauen zwischen den Religionsgemeinschaften ebenfalls. Über die sozialen Medien und durch personelle Unterwanderung an Mittelschulen und Universitäten werben die radikalen Gruppen gezielt junge Leute an. Sie tun dies mit Erfolg, sind doch viele Jugendliche auf der Suche nach einer stabilen Identität.

Das interreligiöse Friedensförderungsprogramm von Mission 21 mit muslimischen und christlichen Partnern setzt gezielt auf Prävention von religiösem Extremismus: Über interreligiöse Jugendcamps fassen Jugendliche gegenseitiges Vertrauen und schliessen interreligiöse Freundschaften. Daraus sind tragfähige interreligiöse Netzwerke entstanden, in denen sich Hunderte von jungen Erwachsenen für Toleranz und ein friedliches Zusammenleben zwischen den Religionen engagieren. Als „Peer Educators“ schaffen sie wiederum neue interreligiöse Begegnungen. Mit phantasievollen Kampagnen auf den Strassen sowie im Internet erreichen sie eine breitere Öffentlichkeit. In stark muslimisch geprägten Grossstädten wie Bandung und Banjarmasin hat die Toleranz spürbar zugenommen. Wegen der zunehmenden Radikalisierung an Schulen und Universitäten werden in Zukunft auch die interreligiösen Fortbildungen für Lehrkräfte verstärkt.

Ein genauer Blick nach Indonesien lohnt sich, um mehr darüber zu lernen, wie die Prävention von gewalttätigem Extremismus unter jungen Erwachsenen funktionieren kann.