N° 148
November 2016
Die Prävention von gewalttätigem Extremismus braucht einen ganzheitlichen Ansatz der persönlichen Transformation. IAHV
International Association for Human Values Nina Noorali nina.noorali@iahv.org Leiterin

Die Herausforderungen bei der Prävention und der Bekämpfung von gewalttätigem Extremismus sowie bei der Reintegration ehemaliger KämpferInnen werden durch die unterschiedlichen sozialen Hintergründe, Radikalisierungsprozesse und vielfältigen persönlichen Motivationen weiter vergrössert. So können zum Beispiel Ideologie, wirtschaftliche und soziale Umstände, Vielfalt oder Zerfall der Kultur, Identitätsverlust, Zugehörigkeitsbedürfnis und Lebenssinn als Motivation zur Radikalisierung dienen.

Die den destruktiven Lebensentscheidungen zugrunde liegenden psychosozialen Faktoren wie Wut, Frust, Depression, Schmerz, Gier und Intoleranz werden entweder internalisiert oder externalisiert – ersteres führt zu Sucht, Depression und Suizidgefährdung, letzteres zu Aggressionen, Gewalt und Krieg. Ohne eine Thematisierung dieser mächtigen Triebkräfte kann Friedensförderung kaum effektiv sein.

Ein Paradigmenwechsel für das Verständnis und den Umgang mit gewalttätigem Extremismus als Teil der menschlichen Natur ist nötig. Nur wenn Frieden internalisiert und von der Gesellschaft getragen wird, kann er dauerhaft sein. Die Stärkung einer fruchtbaren psychosozialen Basis für den dauerhaften Frieden ist deshalb zentral. Um das zu erreichen, ist ein ganzheitlicher Ansatz der persönlichen Transformation entscheidend, der von der physischen bis zur tiefsten, existenziellen Ebene reicht und die rein kognitive Ebene übersteigt.

Die International Association for Human Values kennt die Bedeutung der äusserlichen (umweltbedingten) sowie innerlichen (psychologischen) Faktoren für die Prävention und den Wandel von Gewalt und Extremismus. Darum thematisieren ihre Friedensförderungsprogramme die verschiedenen Arten des Wandels – darunter physische, seelische, emotionale, spirituelle und zwischenmenschliche Folgen. Ziel ist es, die Einstellung und das Verhalten junger Menschen so zu verändern, dass sie von der Gefährdung der Radikalisierung wegkommen, und leistungsstarke, mündige, verantwortungs- und selbstbewusste BürgerInnen werden.

International Association for Human Values Nina Noorali nina.noorali@iahv.org Leiterin