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Muzafer Sherif entwickelte in den 50er Jahren ein berühmtes Experiment. Dabei werden Jugendliche in zwei Gruppen geteilt und zu einer Intragroup geformt. Jede Gruppe erhält Namen und Flagge, entwickelt Hierarchien und Normen. In der folgenden Phase des Intergroup Wettbewerbs verfolgen sie kompetitive Spiele, werden explizit miteinander verglichen und Interessenskonflikten ausgesetzt. In dieser Zeit entwickeln sie Feindseligkeiten. In der dritten Phasen beteiligen sich die Jugendlichen an gemeinsamen Aktivitäten, wie z.B. einem gemeinsamen Essen. Das Experiment zeigt, dass dieser Kontakt allein nicht zur Reduktion von Vorurteilen beiträgt. Erst die aktive Zusammenarbeit zur Erreichung gemeinsamer Ziele, in überwindbarem Umfang, erreicht dies.

Anfangs der 80er Jahre haben Deschamps & Brown diese Theorie weiterentwickelt. Sie stellen fest, dass Feindseligkeiten zwischen Gruppen mit gemeinsamen Ziel nur abnehmen, wenn die Gruppen bei der Verfolgung des Ziels verschiede Rollen einnehmen. Bei gleichartigen Rollen werden Eigenheiten ignoriert und die Feindseligkeiten verstärkt. Zusätzlich hält Worchel (1986) fest, dass der Erfolg der Zusammenarbeit eine wesentliche Voraussetzung ist, um negative Einstellungen abzubauen. Bei Versagen besteht die Gefahr einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen.

Auf die Mediation von Gruppenkonflikten angewandt, lassen sich folgende Handlungsempfehlungen ableiten:

– Medianden_innen sollen über reine Verhandlungen hinaus in gemeinsame Aktivitäten involviert werden. Rein kontaktbasierte Ansätze vermögen Vorurteile nicht abzubauen.
– Parteien sollten sich nicht darauf beschränken Lösungen auszuhandeln, sondern diese auch komplementär, entsprechend ihrer individuellen Identitäten, Rollen und Netzwerke, aktiv umsetzen.
– Die Ziele sollen mit grosser Wahrscheinlichkeit erreichbar sein. Das Verfehlen führt nicht nur zu einer Weiterführung des Konfliktes sondern auch zu seiner Zuspitzung.

Die kulturneutrale Anwendbarkeit dieser Experimente bleibt zu prüfen. Für das nördliche Afrika bestätigen sie sich, unserer Erfahrung nach.