Teilnehmende am Workshop für Jugendliche in Osh, 2018. Foto von Helvetas
Helvetas Regula Gattiker Regula.Gattiker@helvetas.org Senior Advisor Conflict Transformation

HELVETAS Swiss Intercooperation setzt ein neues Projekt zur Prävention von gewaltvollem, insbesondere religiösem Extremismus im Süden Kirgistans um. Der Ansatz ist innovativ: Friedenspädagogische und psychosoziale Ansätze werden mit Ansätzen der lokalen Gouvernanz verbunden.

Im Süden Kirgistans ist das Thema Extremismus von höchster Dringlichkeit. In den letzten Jahren sind über 500 Jugendliche aus Süd-Kirgistan nach Syrien gereist, um den IS zu unterstützen. Helvetas forschte über die Gründe und die Zusammenhänge. Sie stellten fest, dass nicht nur die verbreitete Armut und Jugendarbeitslosigkeit die Jugendlichen in die Arme extremistischer Gruppierungen treibt, sondern insbesondere die Tatsache, dass die Jungen keinerlei Kommunikation mit den Erwachsenen pflegen. Dieser Graben zwischen den Generationen ist vor allem damit zu erklären, dass die Gesellschaft stark hierarchisiert ist. Junge Menschen dürfen einer älteren Person nicht widersprechen. Die Kommunikation beschränkt sich darauf, dass Ältere den Jüngeren sagen, was sie zu tun haben. Den Jungen fehlen dadurch Vorbilder und Erwachsene, die ihnen beratend zur Seite stehen.

Unser Projekt setzt an diesem Punkt an: Einerseits stärken wir junge Menschen dabei, ihre Meinung gegenüber Erwachsenen respektvoll zu vertreten. In Trainings bieten wir ein Übungsfeld unter Gleichaltrigen mit verschiedenen sozialen, religiösen und ethnischen Hintergründen an. Dadurch erleben sie Inklusion in einem von Diversität geprägten Umfeld. Andererseits bilden wir auch Erwachsene in lösungsorientiertem Coaching, Partizipation und Rechten der Jugendlichen aus. Sie werden darauf vorbereitet, einerseits junge Menschen in ihrer Gemeinde zu unterstützen und andererseits, in der Erwachsenenwelt eine Botschafterfunktion für die Jugendlichen einzunehmen. Jugendliche und Erwachsene kommen zudem in einem Austausch-Camp einige Tage zusammen, wo sie voneinander lernen und Vorurteile abbauen. Anschliessend organisieren Sie auf lokaler Ebene in Arbeitsgruppen:

a) gemeinsame Kleinprojekte, um dem Extremismus vorzubeugen
b) Austauschplattformen in ihren Gemeinden, wo verschiedenste Stakeholders zusammentreffen.

Die Plattformen werden zusammen mit der lokalen Regierung und durch unsere Partnerorganisationen organisiert.

Durch die Vorbereitungstrainings setzen sich Jugendliche mit ihrer eigenen Identität, ihren Zukunftsvisionen, kultureller Diversität, Inklusion sowie mit Kooperation und Kommunikation auseinander. Die Erwachsenen lernen, empathischer zu werden, aktiv zuzuhören, echte Inklusion und Partizipation vorzuleben und lösungsorientiert mit jungen Menschen zu arbeiten. Zusammen setzen Sie eine Veränderung in Ihrer Gemeinde in Gang. Diese Zusammenarbeit wird durch die Arbeitsgruppen zu Hause beibehalten und verstärkt. Somit ist der Grundstein für die Nachhaltigkeit dieser Veränderungen gelegt.

Der psychosoziale Aspekt ist in dieser Arbeit zentral, da alle Themen, an denen Helvetas mit Jugendlichen und Erwachsenen arbeitet, direkt mit den push- und pull-Faktoren zu Extremismus verbunden sind. Wir unterstützen die Jugendlichen, durch diese Arbeit aus Isolation, Stigmatisierung, Orientierungslosigkeit und Benachteiligung zu finden. Sie erhalten die Möglichkeit, ihr Selbstwertgefühl aufzubauen, besser zu wissen, was sie im Leben wollen und können, sich gegenüber anderen zu öffnen und über kulturelle und soziale Grenzen hinaus Akzeptanz zu erfahren. Zudem erleben sie, wie sie sich in der eigenen Gesellschaft aktiv einbringen können und sowohl gehört als auch wertgeschätzt werden. Helvetas ist überzeugt, mit diesem Ansatz Jugendlichen eine echte Perspektive zu bieten.

Helvetas Regula Gattiker Regula.Gattiker@helvetas.org Senior Advisor Conflict Transformation